FOTOCULT MAGAZIN

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[SPACE] STREET. LIFE. PHOTOGRAPHY Street Photography aus sieben Jahrzehnten.

Andreas Herzau, Girl, aus der Serie: Moscow Street, 2008. Courtesy of Andreas Herzau / Galerie SOIZ Copyright © Andreas Herzau / courtesy Galerie SOIZ

Der »urban space« – die unmittelbar erfahrbare städtische Lebenswelt – ist eines der wohl schillerndsten Sujets innerhalb fotografischer Bildwelten. Die Ausstellung »[SPACE] Street. Life. Photography. Street Photography aus sieben Jahrzehnten« im Haus der Photographie in den Deichtorhallen Hamburg, umfasst rund 50 fotografische Positionen mit etwa 350 Arbeiten, die zur Triennale der Photographie unter dem Motto »Breaking Point/Space« in Hamburg zwischen dem 8. Juni und 21. Oktober 2018 gezeigt werden. Die Ausstellung markiert einen »Breaking Point« in der Street Photography: alle beteiligten Fotografen haben sich längst von dem Decisive Moment eines Cartier-Bressons emanzipiert und bahnbrechend weiterentwickelt.

Im direkten und lebendigen Dialog treffen zeitgenössische Fotografen auf Ikonen der Fotografiegeschichte. Klassiker der Street Photography wie Diane Arbus, Robert Frank, Lee Friedlander, William Klein und Martin Parr werden in der Ausstellung gemeinsam mit jungen internationalen Positionen wie Maciej Dakowicz, Mohamed Bourouissa, Ahn Jun, Doug Rickard und Harri Pälviranta präsentiert. Die Ausstellung ist in sieben thematische Gruppen gegliedert: Street Life, Crashes, Public Transfer, Urban Space, Lines and Signs, Anonymity und Alienation.

Die Stadt und das Straßenleben geben so den Blick frei auf die unterschiedlichsten Inszenierungs– möglichkeiten, die die Beobachtung des öffentlichen Raums früher und heute ermöglicht. Die Ausstellung setzt sich zusammen aus Werken der Sammlung F.C. Gundlach, der Sammlung Falckenberg sowie zahlreichen Leihgaben und Kooperationen mit zeitgenössischen Künstlern. Neben filmischen Dokumentationen ergänzt eine 250 Seiten umfassende Katalogpublikation aus dem Kehrer Verlag mit ausgewählten Autoren die Ausstellung.

Dougie Wallace, Untitled, aus der Serie: The Age Of Wealth, 2001–2017. Courtesy of Dougie Wallace/INSTITUTE Inkjet-Print. Copyright © Dougie Wallace/INSTITUTE

KÜNSTLERLISTE:

  • Ahn Jun

  • Merry Alpern *

  • Diane Arbus *

  • Jerry Berndt **

  • Roman Bezjak

  • Peter Bialobrzeski

  • Mohamed

    Bourouissa

  • Andrew Buurman

  • Harry Callahan *

  • Yasmine Chatila

  • Mario Cuic

  • Maciej Dakowicz

  • Philip-Lorca

    diCorcia *

• Natan Dvir
• Melanie Einzig
• Robert Frank *
• Lee Friedlander *
• Peter Funch
• Bruce Gilden *
• Hein Gorny *
• Siegfried Hansen
• Andreas Herzau
• Candida Höfer
• Michael Järnecke
• William Klein *
• Wolfgang Krolow * • Leon Levinstein *
• Melanie Manchot

• Jesse Marlow
• Mirko Martin
• Rudi Meisel *
• Joel Meyerowitz ** • Lisette Model *

• Loredana Nemes
• Arnold Odermatt * • Harri Pälviranta
• Martin Parr *
• Doug Rickard
• Martin Roemers
• Thomas Ruff
• Andrew Savulich * • Axel Schön
• Stephen Shore *

• Slinkachu
• Thomas Struth *
• Wolfgang Tillmans * • Andreas Trogisch
• Nick Turpin
• Dougie Wallace
• Michael Wolf
• Tom Wood *
• Wolfgang Zurborn

* Leihgaben Sammlung F.C. Gundlach ** Leihgaben Sammlung Falckenberg 

Maciej Dakowicz, Ohne Titel, aus der Serie: Cardiff After Dark, 2005–2011, 25. November 2007. Courtesy of Maciej Dakowicz, Inkjet-Print © Maciej Dakowicz

DIE THEMEN

Die Ausstellung ist in sieben thematische Gruppen gegliedert: Street Life, Crashes, Public Transfer, Urban Space, Lines and Signs, Anonymity und Alienation.

»STREET LIFE« präsentiert neben spontan erfassten oder situativ eingebundenen Momenten von William Klein, Joel Meyerowitz, Candida Höfer, Bruce Gilden, Maciej Dakowicz und Melanie Einzig sorgfältig überstaltete Arbeiten von Peter Funch, in denen die Grenzen zwischen inszenierter fotografischer Realität und purer Fiktion miteinander verschwimmen.

Störungen im reibungslosen Ablauf urbanen Gefüges berücksichtigt »CRASHES«. Nimmt Polizeifotograf Arnold Odermatt Verkehrsunfälle auf, spielt Mirko Martin mit artifiziellen Unfällen, die er während Filmaufnahmen in Los Angelos festhält. Bandagierte Verunfallte bevölkern in Jesse Marlows Arbeiten das Straßenbild von Melbourne. Bedrohliche, mit Akteuren inszenierte emotionale Crashes in der Pariser Banlieue stehen im Mittelpunkt der Fotografien von Mohamed Bourouissa, während Andrew Savulich durch Kombination zweier Arbeiten seine Fotografien in ihrer emotionalen Wechselwirkung verdichtet.

In »PUBLIC TRANSFER« beobachtet Andrew Buurman Reaktionen von Reisenden auf Informationstafeln in Bahnhöfen, während Dougie Wallace seine schonungslosen Porträts von Fahrgästen im Bus durch spiegelnde Fensterscheiben um surreale Ebenen erweitert. Wolfgang Tillmans thematisiert die mit der Rushhour in der Londoner U-Bahn zwangsläufig physische Nähe, Michael Wolf beobachtet deren dramatische Steigerung in der Metro in Tokyo; Rudi Meisel widmet sich dem entspannten Treiben auf deutschen Autobahnrastplätzen.

»URBAN SPACE« spielt mit räumlichen Aspekten der Stadt. Das dynamische Gewimmel auf den Straßen in Mumbai und Dhaka zeigt Martin Roemers in seinen mit der Großformatkamera aufgenommenen Arbeiten. Mit Nachtsichtgeräten erarbeitet Thomas Ruff Bilder von Düsseldorf. Die fotografischen Inszenierungen selbstgeschaffener Skulpturen von Slinkachu hingegen eröffnen einen Mikrokosmos, den ebenso Natan Dvir im Verhältnis zwischen Mensch und übergroßen Werbe-Repräsentationen im Bau befindlicher Konsumtempel fasziniert.

Lenken Stephen Shore und Harry Callahan in »LINES AND SIGNS« den Blick auf die linearen Verhältnisse der Stadtlandschaften, überträgt Siegfried Hansen den Blick auf nahsichtige lineare Strukturen, während sich Andreas Trogisch ganz auf die Haptik von Fahrbahnmarkierungen konzentriert.

Tauchen bei Yasmine Chatila sehr private Momente in ihren nächtlich beobachteten Architekturen auf, riskiert Merry Alpern einen bewusst indiskreten Blick durch die Fenster eines Gebäudes in der Wall Street in New York. Auch Leon Levinstein, Jerry Berndt, Wolfgang Zurborn beschäftigen sich mit der Anonymität der Großstadt, gemeinsam sind sie Bestandteil des Ausstellungskapitels »ANONYMITY«.

»ALIENATION« – Verfremdung – vereinigt fotografisch inszenierte Situationen des Übergangs. Angesiedelt zwischen öffentlicher und privater Sphäre, gehören dazu die beängstigenden Selbstporträts von Ahn Jun genauso wie die von Lee Friedlander komponierten Selbstinszenierungen mittels seines Schattens im Bildraum. Doug Rickard bedient sich vom Schreibtisch aus den öffentlich zugänglichen Bildern von Google Street View für Fotografien an Orten, die sich für tatsächliche Erkundung als zu gefährlich erweisen. Arbeiten wie die von Robert Frank, Martin Parr, Philip-Lorca diCorcia und Mario Cuic konzentrieren und verdichten sich auf subjektive Empfindungen bei der Betrachtung öffentlichen Lebens. Bei den wie Gruppenaufnahmen arrangierten Arbeiten von Melanie Manchot steht der Übergang zwischen nachträglicher Bearbeitung und tatsächlicher Stadtlandschaft im Fokus. 

Siegfried Hansen, Hamburg, 2006, aus der Serie: Hold The Line, 2002–2014. Courtesy of Siegfried Hansen, Color Print. © Siegfried Hansen

 

UMFANG

Rund 350 Arbeiten von 52 fotografischen Positionen

KURATORIN

Dr. Sabine Schnakenberg, Sammlungskuratorin Haus der Photographie

KATALOG

Zur Ausstellung erscheint ein deutsch/englischer Katalog im Kehrer Verlag mit Texten von Christoph Schaden und Sabine Schnakenberg, Vorwort Dirk Luckow. Ca. 250 Seiten, Hardcover, ca. 24 x 30 cm; Preis ca. 48 Euro

ERÖFFNUNG

Donnerstag, 7. Juni 2018 um 20 Uhr im Haus der Photographie/Deichtorhallen Hamburg. Am selben Abend und Ort wird um 19 Uhr die 7. Triennale der Photographie Hamburg 2018 eröffnet. Um 21 Uhr folgt die Eröffnung des Festivalzentrums auf dem Vorplatz der Deichtorhallen.