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»Dialogues des Carmélites« an der Wiener Staatsoper

Poulencs einzige abendfüllende Oper nach fast 60 Jahren wieder im Repertoire: Francis Poulencs Dialogues des Carmélites, 1957 an der Mailänder Scala uraufgeführt, wurde unter der Direktion Herbert von Karajans das Werk in der Regie von Margarethe Wallmann zwei Jahre später auf die Bühne der Wiener Staatsoper gebracht, damals allerdings in deutscher Sprache. Nach einigen Jahren des intensiven Einsatzes verschwanden aber mit Karajans Abgang als Direktor auch die Dialogues des Carmélites aus dem Spielplan, während das Stück international die Opernbühnen eroberte. Mit der aktuellen Produktion schließt das Haus am Ring diese Lücke im Repertoire, gezeigt wird die französische Fassung.

Es inszeniert – in ihrem Hausdebüt – die österreichische Regisseurin Magdalena Fuchsberger, am Dirigentenpult steht Bertrand de Billy.

In den Hauptpartien sind u. a. Nicole Car, Bernard Richter, Michaela Schuster, Maria Motolygina, Eve-Maud Hubeaux, Maria Nazarova und Michael Kraus zu erleben.

Dialogues des Carmélites basiert auf der Novelle Die Letzte am Schafott der deutschen Schriftstellerin Gertrud von Le Fort und dem Drehbuch Dialogues des Carmélites von Georges Bernanos, in denen die tragische Geschichte von 16 Nonnen von Compiègne, die 1794 in Paris hingerichtet wurden, in einen fiktiven Rahmen eingearbeitet wurde. Die fiktive Figur Blanche de la Force tritt darin dem Orden der Karmelitinnen bei und wird am Ende mit ihren Glaubensschwestern hingerichtet.

Zum Leading Team und zur Besetzung

Seit über 25 Jahren – und fast 250 Vorstellungen – ist Dirigent Bertrand de Billy der Wiener Staatsoper eng verbunden. Er leitete die Dialogues des Carmélites bereits am Theater an der Wien, an der Bayerischen Staatsoper sowie zuletzt an der New Yorker Met.

»Dieses Stück gehört zu den Meisterwerken, die mich mein Leben lang beschäftigen und begleiten. Poulenc am höchsten Punkt seines Schaffens, ein grandioser Text von Bernanos und eine wahre und sehr starke Geschichte mit sehr vielen verschiedenen Ebenen: religiös natürlich, aber auch historisch, philosophisch, psychologisch. Auch ein Spiegel der Gesellschaft der wilden und erschreckenden Zeit der Französischen Revolution. Ein Stück, das in einem wächst und mit dem man wächst«, so Bertrand de Billy.

Magdalena Fuchsberger gibt mit dieser Produktion ihr Regiedebüt am Haus am Ring. Ihre bisherige Karriere führte die gebürtige Salzburgerin bisher u. a. nach Heidelberg, Tirana, Rostock sowie nach Hagen, wo ihre Produktion von Simon Boccanegra von der Fachzeitschrift Opernwelt als »eine der besten Verdi-Inszenierungen der letzten Jahre in Deutschland« gewürdigt wurde.

Über die Karmelitinnen sagt die Regisseurin: »Wahrhaftig, widersprüchlich, vielschichtig und zutiefst menschlich: Dialogues des Carmélites ist ein politischer Thriller, ein Glaubenskrieg, ein Machtkampf und eine Geschichte über die Angst und den Versuch, sich von ihr zu befreien. Die Revolution tobt nicht nur im Äußeren, sondern spiegelt sich im Inneren der Karmelitinnen auf individuelle Art und Weise wider — die Gespräche, die sie mit sich, miteinander und mit Gott führen, machen klar, dass jede der Karmelitinnen ihren ganz persönlichen Kampf zu kämpfen hat.«

Das Publikum erwartet in der Neuinszenierung eine sehr vielfältige Welt: Das Bühnenbild von Monika Biegler ist inspiriert von dem Buch Wohnungen der inneren Burg von Teresa von Ávila, der Gründerin der Unbeschuhten Karmelitinnen. Es besteht aus zahlreichen durchlässigen Räumen und ermöglicht so parallele Szenen und Gleichzeitigkeit auf der Bühne, erzählend illustriert von der Videoarbeit von Aaron Kitzing. Die Kostüme von Valentin Köhler verbinden realistische und surrealistische Elemente. Rudolf Fischer komplettiert das Leading Team, er zeichnet für das eindrucksvolle Lichtdesign verantwortlich.

Nicole Car wird nach der Tatjana in Eugen Onegin sowie der Marguerite in Faust zum dritten Mal in einer Staatsopernneuproduktion die zentrale weibliche Hauptpartie verkörpern – die australische Sopranistin gibt mit dieser Premiere ihr persönliches Rollendebüt als Blanche.

Als Le Chevalier kehrt Bernard Richter zurück an die Wiener Staatsoper. Der in der Schweiz geborene Tenor debütierte 2017 als Pelléas in Pelléas et Mélisande im Haus am Ring und sang hier weiters noch die Titelpartie von Idomeneo.

Michaela Schuster, dem Publikum des Hauses bestens bekannt durch ihre Interpretationen u. a. der Fricka (Der Ring des Nibelungen), Ortrud (Lohengrin), Venus (Tannhäuser), Klytämnestra (Elektra) sowie zuletzt der Herodias in der Neuproduktion von Salome, singt die Madame de Croissy.

Als Madame Lidoine gibt Maria Motolygina ihr Debüt an der Wiener Staatsoper und gleichzeitig ihr Rollendebüt in dieser Partie. Die Sängerin trat bisher u. a. am Bolschoi-Theater, der Polnischen Nationaloper sowie an der Deutschen Oper Berlin auf.

Eve-Maud Hubeaux, die als Prinzessin Eboli in Don Carlos an der Wiener Staatsoper debütiert hat, war zuletzt als Carmen auf der Bühne des Hauses am Ring zu erleben. In der Neuinszenierung gibt sie als Mère Marie ihr Rollendebüt.

Maria Nazarova, Ensemblemitglied der Wiener Staatsoper, feierte zuletzt einen großen Erfolg als Einspringerin in der Premiere von Le nozze di Figaro als Susanna und wird nun in Dialogues des Carmélites die Soeur Constance verkörpern.

Michael Kraus, international gefragter Bariton und seit 2020 künstlerischer Leiter des Opernstudios der Wiener Staatsoper, ist nun als Le Marquis de la Force wieder auf der Bühne des Hauses am Ring zu erleben.

In den weiteren Partien sind die Staatsopern-Ensemblesänger*innen Monika Bohinec als Mutter Jeanne, Thomas Ebenstein als Beichtvater des Karmel, Andrea Giovannini als 1. Kommissar, Clemens Unterreiner als Kerkermeister sowie die Opernstudio-Mitglieder Alma Neuhaus als Schwester Mathilde, Jusung Gabriel Park als 2. Kommissar und Jack Lee als Offizier zu erleben.