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Eröffnung der Expo in Dubai: Ars Electronica Solutions meint „Austria makes Sense“

Die Expo in Dubai hat bereit eröffnet: Insgesamt 192 Nationen beteiligen sich an der bislang ersten Weltausstellung in einem arabischen Land und präsentieren ihre Zukunftsvisionen auf dieser prestigeträchtigen Bühne. Auch Österreich ist mit dabei und macht mit einem Pavillon auf sich aufmerksam, der kein „Höher-Schneller-Weiter“ propagiert, sondern Tradition und Moderne auf eine Weise miteinander verknüpft, die zur Zukunftsfähigkeit unserer Gesellschaft beiträgt.

Unter dem Motto „Austria makes Sense“ bringen querkraft, Ars Electronica Solutions, bleed und büro wien zum Ausdruck, dass Nachhaltigkeit kein technologisches Problem ist, das Ingenieur*innen für uns lösen werden, sondern nur durch einen gesellschaftlichen Wandel erreicht werden kann, der Empathie für unsere Umwelt voraussetzt. Der Österreich-Pavillon wurde finanziert und in Auftrag gegeben vom Bundesministerium für Digitalisierung und Wirtschaftsstandort und der Wirtschaftskammer Österreich.

Altes Wissen trifft auf neue Methoden…
Der vom österreichischen Architekt*innenteam querkraft gestaltete Pavillon setzt sich aus mehreren ineinander verschnittenen Lehmkegeln zusammen. Jeder dieser Kegel ist auf einer anderen Höhe abgeschnitten, wodurch unterschiedlich große Licht- und Lüftungsöffnungen entstehen. Ergebnis ist ein von natürlichem Licht durchfluteter Innenraum, der sich mittels Kamineffekt selbst kühlt. „Wir waren von Anfang an davon überzeugt, dass wir die Besucher*innen nur erreichen, wenn wir ihre Emotionen ansprechen“, sagt Gerd Erhartt von querkraft. „Der Pavillon ist deshalb ganz bewusst ein Ort der Ruhe, der alle Sinne anspricht.“ Indem die Architekt*innen eine sehr alte Bautradition des Nahen Ostens mit intelligentem Engineering aus Österreich verbinden, schaffen sie ein funktionales Gebäude, das nicht nur ressourcenschonend errichtet und betrieben, sondern nach der Expo auch wieder abgebaut, wo anders wiedererrichtet und weiter genutzt werden kann. „‚Austria makes Sense‘ lädt einerseits zur sinnlichen Erfahrung und bringt andererseits die Kompetenz Österreichs im kulturellen, technologischen, wissenschaftlichen und wirtschaftlichen Bereich zum Ausdruck.“

… und die Kunst schafft Erlebnisse für alle Sinne
Im von Ars Electronica Solutions gestalteten Inneren des „Österreich-Pavillons“ fallen vor allem zwei Dinge sofort auf: Es gibt hier keinen einzigen Screen und keinen einzigen Text. Mit mehreren interaktiven, künstlerischen Projekten spricht der schrift- jedoch keineswegs sprachlose Erlebnisraum alle Sinne seiner Besucher*innen an, rückt dabei aber nie Technologie, sondern stets uns Menschen und unsere Zukunft ins Zentrum. „Wir kreieren ein multidimensionales Bild, das nicht argumentativ überzeugen will, sondern emotional involviert und setzen dabei gezielt auf medientechnische Innovationen aus Österreich“, sagt Michael Mondria, Managing Director von Ars Electronica Solutions. „Durch die Symbiose von künstlerischer Innovation und komplexer Medientechnologie kreieren wir eine Schönheit und Eleganz, die ihre ganz eigene Wirkung entfalten“, knüpft Chris Bruckmayr, Head of Products & Events von der Ars Electronica Solutions, daran an.
Wie ein roter Faden zieht sich eine eigens entwickelte interkulturelle Bildsprache durch den gesamten Pavillon und leitet von einer Station zur nächsten. Statt der üblichen Infotexte, Zahlen und Fakten zieren Ritzzeichen die Lehmwände und werden mittels dynamischer Projektionen als Piktogramme und Animationen zum Leben erweckt.

Florian Berger vom Ars Electronica Futurelab zeigt mit einer poetischen Visualisierung, wie der Kühleffekt des Pavillons funktioniert. Seine interaktive und dynamische Visualisierung „Airflow“ macht die vor Ort spürbaren Luftströmungen sichtbar.

Im Pavillon gibt es zudem drei „Soundcones“. Zu hören sind hier Versatzstücke weltberühmter Musik aus Österreich – wie das Leitmotiv von Schuberts 9. Sinfonie –, die immer wieder mit Klängen aus der Natur, Kultur und Industrie überlagert und verwoben werden. „Eine Interpretation der österreichische Musiktradition in den arabischen Raum zu bringen und hier mit der lokalen Kultur und Landschaft zu verweben, war eine faszinierende Aufgabe“, sagt Komponist und Musiker Rupert Huber. „Meine interaktive Komposition basiert darauf über die Raummaße die richtige Frequenz und Tonalität festzustellen. Töne und Klänge sollen einen flüchtigen Raum schaffen, den die Besucher*innen akustisch erkunden können.“

„Die Magie des Sandes“ steht wiederum im Mittelpunkt der gemeinsam mit dem UnterlassLAB der TU Wien entwickelten robotischen Installation. Wie von Geisterhand gesteuert, zieht hier eine Stahlkugel ihre Kreise und zeichnet ebenso komplexe wie wunderschöne Muster in den Sand, Rasterelektronenmikroskop eröffnen zudem faszinierende Einblicke in das Wesen des mit Abstand wichtigsten Baumaterials der Welt.

Und dann wäre da noch „Heartbeat“; eine interaktive Installation, die deutlich macht, dass uns trotz aller kulturellen, religiösen, ideologischen und ethnischen Unterschiede sehr viel mehr verbindet als eben trennt. Mittels eines speziellen Interfaces wird der Puls der Besucher*innen gemessen und zum Input für eine Chladni-Figur. Besucher*in für Besucher*in, Puls für Puls gehen ein in ein Archiv, das ähnlich den Jahresringen eines Baums visualisiert wird.

Für Michaela Fragner, Projektleiterin bei Ars Electronica Solutions, ist sicher, dass die Österreich-Repräsentanz bei der Expo für Aufsehen sorgen wird. Neben dem einmaligen architektonischen und ungewöhnlichen künstlerisch-didaktischen Konzept sieht sie nicht zuletzt im intensiven Mitwirken sehr vieler österreichischer Firmen ein Qualitätsmerkmal des Pavillons. „Weil sich so viele ganz unterschiedliche Unternehmen aus Österreich eingebracht haben, ist ein wirklich beindruckendes Bild von der Vielfalt und Dynamik der österreichischen Innovationskraft entstanden“, meint sie. „Insgesamt 53 österreichische Unternehmen präsentieren ihre Prototypen und Visionen rund um Digitalisierung, Nachhaltigkeit, Energiewende, Kreislaufwirtschaft oder Mobilität im ‚iLab‘ des Österreich Pavillons.“

„Es ist interessant, dass wir in Österreich einerseits sehr traditionsbewusst sind und andererseits stark in den Bereichen Innovation, Digitalisierung und Nachhaltigkeit engagiert sind“, so Chris Bruckmayr. „Dass die Verbindung von Tradition und Moderne genau jenen integrativen gesellschaftlichen Wandel befördern könnte, den wir für das 21. Jahrhundert brauchen, ist eine der zentralen Aussagen unseres Pavillons“, freut sich Michael Mondria schon auf die Eröffnung.