Die aktuelle Krise des Libanon erreichte ihren Höhepunkt in der Hafenexplosion am 4. August 2020, die halb Beirut und sein soziales Gefüge zerstörte und viele seiner BewohnerInnen verwundet und obdachlos zurückließ. "View From Home" ist eine fotografische Arbeit von Jeanne et Moreau (alias Lara Tabet und Randa Mirza). Die Künstlerinnen benutzten ein Fernglas, um die Stadt von ihrem Hausfenster mit Blick auf den Hafen von Beirut zu fotografieren. Die Arbeit umfasst zwei Zeitspannen - vor und nach der Explosion – um das zyklische Muster von Aufbau und Zerstörung in Beirut hervorzuheben.

Behind the façade, the country was crumbling.

Seit dem Ende des libanesischen Bürgerkriegs bemüht sich Beirut durch einen Bauboom, der durch große Zuflüsse von ausländischem Kapital angeheizt wird, seinen Glanz wiederzuerlangen. Um für ihre Gebäude zu werben, montieren Immobilienagenturen rund um die Baustellen riesige Plakatwände, die das Ergebnis ihrer Stadtansichten darstellen; diese Bildsynthesen simulieren die Gebäude, ihre Innenräume, die Umgebung, die geisterhaften Bewohner und den Lebensstil.

In den letzten zehn Jahren hat Randa Mirza diese virtuellen Renderings fotografiert, wie sie in ihre reale Umgebung eingebettet sind. Diese Dichotomie und Gegenüberstellung beschwört das Unheimliche in diesen Fotografien herauf. Ihre "Beirutopia"-Serie spiegelt die Transformation der Stadt Beirut wider, die das Platzen der libanesischen Wirtschaftsblase und den anhaltenden finanziellen Zusammenbruch ankündigt.

Mit Verkehrsbeschränkungen und Ausgangssperren, die im letzten Frühjahr zur Eindämmung des Corona-Virus vorgeschrieben wurden, sah Beirut aus wie die Utopie dieser Werbeankündigungen. "We promise, we deliver" ist eine aktuelle Fotoserie, die die Stadt leer, seelenlos, wie auf einem gerenderten Plakat zeigt.

Beirutopia ist im Wesentlichen der Titel einer gegen-utopischen Situation, die keinen Unterschied zwischen illusorischen Bildern und der Pastiche-Erzählung macht, die sie verkörpern. Randa Mirzas Fotografien werden in diesem Sinne zu Räumen des Widerstands.

Randa Mirza, *1978 in Beirut; lebt und arbeitet in Marseille und Beirut.

VERLAGE ZU GAST 2:
Édition GwinZegal

In der zweiten Ausgabe von Verlage zu Gast in der Bibliotheks-Studiogalerie wird das Publikationsprogramm der Édition GwinZegal ausgestellt.

Seit etwa zehn Jahren publiziert der französische Verlag Édition GwinZegal Fotobücher. Als Teil der Aktivitäten des Centre D'Art GwinZegal, einem Zentrum für Fotografie in Guingamp in der Bretagne, werden drei bis vier Bücher pro Jahr herausgegeben. Bisher erschienen etwa fünfzig Publikationen. Neben eigenständigen Monografien von z.B. Tom Wood, Stephanie Kiwitt oder Malick Sidibé.

Viele Buchprojekte entstehen in Verbindung mit artist residencies von nationalen und internationalen KünstlerInnen, die die ländliche Gegend der Bretagne, politische Gegebenheiten und alltägliche Situationen der Region thematisieren und in künstlerische Projekte umsetzen. Mehr als 30 KünstlerInnen waren bisher zu Gast, oftmals auch in Verbindung mit Ausstellungsprojekten. Einige Publikationen wurden mit Preisen ausgezeichnet, wie dem Prix du livre d'auteur de l'année des Festivals Les Rencontres d'Arles für Ville de Calais von Henk Wildschut und dem Prix du livre Paris Photo für Imaginary Club von Oliver Sieber.

Eröffnung: Donnerstag, 12. August, 18−21 Uhr
Ausstellung: 13. August − 25. September 2021
in Kooperation mit der Internationalen Sommerakademie für Bildende Kunst Salzburg

in der FOTOHOF bibliothek:
VERLAGE ZU GAST 2: Édition GwinZegal
Ausstellung: 13. August − 13. November 2021

FOTOHOF / Inge-Morath-Platz 1-3 / 5020 Salzburg / Austria
Öffnungszeiten: Di−Fr 15−19, Sa 11 −15 Uhr