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Herbert Boeckl – Oskar Kokoschka. Eine Rivalität

Die Ausstellung 'Herbert Boeckl – Oskar Kokoschka. Eine Rivalität' zeigt zwei der bedeutendsten österreichischen Künstler des Expressionismus. Präsentiert werden mehr als 100 herausragende Arbeiten auf Papier, eine Auswahl aus den reichen Beständen der Albertina.

17. November 2023 bis 17. März 2024

© Herbert-Boeckl-Nachlass, Wien

Oskar Kokoschka ist einer der Gründerväter der Moderne, ein weltberühmter Künstler mit internationaler Karriere. Bereits ab 1906/07 entstehen seine frühexpressionistischen Hauptwerke in Wien, der pulsierenden Residenzstadt einer Großmacht. Er geht nach Deutschland und gilt bereits in den 1920er-Jahren als wichtige Persönlichkeit der zeitgenössischen Malerei. Herbert Boeckls Œuvre beginnt sich erst nach dem Tod von Gustav Klimt und Egon Schiele (1918) und dem Umzug von Kokoschka nach Dresden (1919) zu entfalten, obwohl er nur acht Jahre jünger ist. Er findet ganz andere Voraussetzungen vor und muss sich einem Österreich anpassen, das nur mehr Reststaat ist. Der Frühexpressionismus ist bereits Geschichte, ebenso die Künstlergruppen Brücke und Der Blaue Reiter. Der Expressionismus von Boeckl, der im Österreich der 1920er- und 1930er-Jahre zur künstlerischen Leitfigur wird, hat daher einen anderen Ausgangspunkt. Zwar verbindet Boeckl und Kokoschka ihr ähnliches Alter und ihre lange Schaffenszeit (sie reicht bis in die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts), doch sie beschreiten ganz unterschiedliche Wege. Dennoch ist es vor allem diesen beiden Künstlern zu verdanken, dass man den Expressionismus als bestimmende Kunstrichtung des 20. Jahrhunderts in Österreich ansieht.

1934 geht Kokoschka aus politischen und wirtschaftlichen Gründen nach Prag, und flieht 1938 nach London. Sein Werk wird als „entartet“ diffamiert, er reagiert darauf mit extrem politischen Arbeiten. Boeckl bleibt, nicht zuletzt wegen seiner großen Familie, in Österreich und versucht, seine Arbeit so gut wie möglich fortzusetzen. Er wird nach 1945 die prägende Lehrerpersönlichkeit in Österreich.

© Herbert-Boeckl-Nachlass, Wien

Die Ausstellung eröffnet mit den Frühexpressionistischen Werken von Oskar Kokoschka, insbesondere mit seinen frühen Aktzeichnungen ab 1907. Diese zeigen eine grundlegend unterschiedliche Auffassung des nackten Menschen im Vergleich zu Boeckl, dessen Werk erst nach dem Ersten Weltkrieg einsetzt. Neben Kokoschkas expressionistischen Porträts, die den seelischen Zustand der Porträtierten reflektieren, präsentiert die Ausstellung Boeckls Rückzug ins Private während der Zwischenkriegszeit, wo er seine große Familie, bestehend aus seiner Frau Maria und elf Kindern, darstellt.

Ein besonderes Highlight ist Herbert Boeckls Anatomisches Skizzenbuch aus dem Jahr 1931, das 16 Zeichnungen von Naturstudien aus dem Seziersaal enthält und einen Einblick in die unabänderliche Vergänglichkeit unserer Existenz gewährt. Der vierte Abschnitt der Ausstellung zeigt die späten Aquarelle von Oskar Kokoschka, insbesondere solche von Tieren und Blumen. Diese treten in Kontrast zu Boeckls späten Landschaftsaquarellen und seinen Arbeiten zum Erzberg. Diese Gegenüberstellung ermöglicht einen Blick auf die Entwicklung der beiden Künstler im späteren Verlauf ihrer Karrieren.

Die Ausstellung bietet einen umfassenden Überblick über das Schaffen beider Künstler und hebt die bedeutende Rolle der Zeichnung in ihrem Œuvre hervor.

Kuratorin: Elisabeth Dutz

© Fondation Oskar Kokoschka / Bildrecht, Wien 2023

FOTOCULT Blog by Glaphyra Gusenbauer