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Neue Mitglieder der Akademie der Künste

Die Akademie der Künste hat 12 neue Mitglieder aufgenommen.

Die Wahlen fanden auf der 58. Mitgliederversammlung (20. – 21.05.2022) in Berlin statt. Alle neu hinzugewählten Mitglieder haben mittlerweile ihre Wahl angenommen. Nikolaus Brass, Clara Iannotta, Liza Lim wurden in die Sektion Musik gewählt. Die Sektion Film-und Medienkunst hat Ruth Beckermann, Sergei Loznitsa, Heidi Specogna, Maria Speth und Dunja Arnaszus aufgenommen.

Neu in der Sektion Literatur sind Aris Fioretos, Jon Fosse, Dagmara Kraus und Wolfram Lotz. Die Sektionen Baukunst, Bildende Kunst und Darstellende Kunst haben keine Wahlvorschläge im Plenum eingebracht. Aktuell zählt die Akademie der Künste 418 Mitglieder in ihren sechs Kunst-Sektionen. Kurzbiografien der neuen Mitglieder Dunja Arnaszus, Hörspielautorin 1970 in Göttingen geboren, lebt in Hamburg, begann ihre Karriere als Zirkus- und Performance-Künstlerin sowie als Dramaturgin an der Volksbühne in Berlin. Dort verantwortete sie als Leiterin auch die monatliche Reihe „Hörbühne“.

Ihr Spektrum reicht von Kürzesthörspielen wie den Wurfsendungen bis zu Serien, Kinderhörstücken und Satire. Bei ihren ersten Hörspielen Nebeneinander Gehen (2006), Zeppelini (2008) und Die Nächsten Besten – ein familiäres Phantasma (2009) fungierte sie als Autorin; seit 2011 übernimmt sie auch regelmäßig die Regie, so u. a. bei Wir fallen nicht (2013) und Tabula rasa (2021). Mehrfach war sie für den Hörspielpreis der Kriegsblinden nominiert. Ruth Beckermann, Regisseurin und Autorin 1952 in Wien geboren, Studium der Publizistik, Kunstgeschichte und Fotografie. Ihre Hinwendung zum Film beginnt 1977 mit der Dokumentation eines besetzten Areals in Wien, es folgt die Gründung des Verleihs „Filmladen“. Beckermann unterrichtet an mehreren Universitäten. Nebenher arbeitet sie als Redakteurin für diverse Magazine.

In ihren Dokumentarfilmen Die papierene Brücke (1987), Nach Jerusalem (1990) oder Zorros Bar Mizwa (2006) widmet sich die Regisseurin dem Thema der jüdischen Identität, das sie immer wieder aufgreift. Einige ihrer Filme lösten heftige Diskussionen aus, so z. B. Jenseits des Krieges (1996) über Soldaten der Wehrmacht oder Waldheims Walzer (2018) über den ehemaligen UN-Generalsekretärs Kurt Waldheim und dessen Vertuschungen. Mit dem Film Die Geträumten (2016), basierend auf dem Briefwechsel von Ingeborg Bachmann und Paul Celan, realisiert sie ihren ersten Film, der das Dokumentarische mit dem Fiktionalen verknüpft. Sie erhielt zahlreiche internationale Preise. Nikolaus Brass, Komponist 1949 in Lindau am Bodensee geboren, wo er auch lebt. Studium der Medizin in München, Glasgow und Berlin, parallel kompositorische Studien in München, Berlin und Hannover. Langjährige berufliche Tätigkeit als Redakteur eines medizinisch-wissenschaftlichen Verlags. Veröffentlicht Kompositionen und Aufführungen bei nationalen und internationalen Festivals der Neuen Musik seit den 1980er-Jahren. Neben der kompositorischen Arbeit zahlreiche Veröffentlichungen in Zeitschriften und essayistische Beiträge für den Bayerischen Rundfunk.

Seit 2014 ist er Mitglied der Bayerischen Akademie der Schönen Künste, seit 2021 Direktor deren Musikabteilung und seit 2018 Mitglied der Sudetendeutschen Akademie der Wissenschaften und Künste. Seit 2019 ist er Mitglied im Kuratorium der Ernst von Siemens Musikstiftung. Werke (Auswahl): Sommertag (2014), Die Vorübergehenden (2018), heliotrop – Musik für Bassklarinette und sechs Stimmen (2022). Aris Fioretos, Schriftsteller, Übersetzer 1960 in Göteborg geboren, wuchs in Schweden auf. Studium u. a. in Stockholm und Paris sowie an der Yale University (USA). 1991 Promotion im Fach Vergleichende Literaturwissenschaft, 2001 folgte die Habilitation. 2004 – 2007 war er Botschaftsrat für kulturelle Fragen an der Schwedischen Botschaft in Berlin. Seit 2010 ist er Professor für Ästhetik an der Hochschule Södertörn, Stockholm. Werke in deutscher Übersetzung (Auswahl): Die Seelensucherin (2000), Die Wahrheit über Sascha Knisch (2003), Das Maß eines Fußes (2008), Der letzte Grieche (2011), Die halbe Sonne (2013), Mary (2016), Nelly B.s Herz (2020). Auszeichnungen (Auswahl): Kellgren-Preis der Schwedischen Akademie (2011), Großer Preis des Samfundet De Nio (2013), Jeanette Schocken Preis (2017), Bundesverdienstkreuz (2020). Jon Fosse, Schriftsteller, Dramatiker 1959 in der norwegischen Küstenstadt Haugesund geboren, seit Anfang der 1990er-Jahre freier Schriftsteller.

Neben Romanen und Lyrikbänden widmet sich Fosse vor allem dem Theater. Seine Stücke werden weltweit aufgeführt. Werke in deutscher Übersetzung (Auswahl): Traum im Herbst und andere Stücke (1999), Melancholie, Roman (2001), Morgen und Abend, Roman (2001), Trilogie (2016), Der andere Name. Heptalogie I-II, Roman (2019), Ich ist ein anderer. Heptalogie III-V, Roman (2022). Auszeichnungen (Auswahl): Aschehoug-Literaturpreis (1997), Nestroy-Theaterpreis (2000), Internationaler Ibsen-Preis (2010), Europäischer Preis für Literatur (2014), Willy-Brandt-Preis (2016), Preis der Stadt Münster für internationale Poesie (2017). Clara Iannotta, Komponistin 1983 in Rom geboren, lebt in Berlin. Studium Flöte und Komposition in Rom. Ihre Musik wird von renommierten Ensembles, Solisten und Orchestern in Auftrag gegeben und aufgeführt, darunter Arditti Quartet, Quatuor Diotima, Ensemble intercontemporain, JACK Quartet, Klangforum Wien,

Neue Vocalsolisten, Münchener Kammerorchester, Nikel sowie die Orchester von ORF, SWR und WDR. Seit 2014 ist sie künstlerische Leiterin der Bludenzer Tage zeitgemäßer Musik, seit 2022 ist sie künstlerische Co-Leiterin des Festivals Klangspuren. Stipendien und Preise (Auswahl): Stipendiatin des Berliner Künstlerprogramms des DAAD (2013), Villa Medici (Académie de France à Rome) (2018 – 2019), Ernst von Siemens Kompositionspreis (2018). Ihre Porträtalben A Failed Entertainment, Earthing und Moult wurden alle mit einem Platz auf der Bestenliste der deutschen Schallplattenkritik ausgezeichnet. Dagmara Kraus, Lyrikerin, Übersetzerin 1981 in Wrocław (Polen) geboren. Studium der Komparatistik und Kunstgeschichte in Leipzig, Berlin und Paris sowie Studium des Literarischen Schreibens am Deutschen Literaturinstitut Leipzig. 2019 Promotion an der Friedrich Schlegel Graduiertenschule mit einer komparatistischen Arbeit zur „Poetik des Sprungs“. Seit Juni 2021 Juniorprofessorin am Literaturinstitut Hildesheim. Seit 2008 veröffentlicht sie Gedichte in Zeitschriften und Anthologien. Veröffentlichungen (Auswahl): kummerang, Gedichte (2012), Aby Ohrkranfʼs Hunch poem (2018), liedvoll, deutschyzno, Gedichte (2020). Auszeichnungen (Auswahl): Erlanger Literaturpreis für Poesie als Übersetzung (2017), Kasseler Förderpreis Komische Literatur (2018), Basler Lyrikpreis (2020), Ehrengabe der Deutschen Schillerstiftung (2021), Lyrikpreis Meran (2021).

Liza Lim, Komponistin 1966 in Australien geboren, lebt in Melbourne. Wichtige Kompositionslehrer auf ihrem Weg waren Richard David Hames, Riccardo Formosa und Brian Ferneyhough. Sie ist Professorin für Komposition am Sydney Conservatorium of Music. Sie hat Kompositionsaufträge von einigen der bedeutendsten Orchester und Ensembles der Welt erhalten, darunter das Los Angeles Philharmonic, das Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks, Ensemble Musikfabrik, ELISION, Ensemble intercontemporain, Ensemble Modern, Klangforum Wien. Stipendien und Preise (Auswahl): Composer in residence beim Sydney Symphony Orchestra (2005 und 2006), Happy New Ears Prize der Hans und Gertrud Zender Stiftung (2021), Fellow am Wissenschaftskollleg zu Berlin (2021 – 2022). Werke (Auswahl): Machine for Contacting the Dead (1999), The Navigator (2007 – 2008), Atlas of the Sky (2018), Sex Magic (2019 – 2020). Wolfram Lotz, Dramatiker, Lyriker, Hörspielautor 1981 in Hamburg geboren, wuchs im Schwarzwald auf. Er studierte Literatur-, Kunst- und Medienwissenschaft in Konstanz und Literarisches Schreiben am Deutschen Literaturinstitut Leipzig. Stücke (Auswahl): Der große Marsch (UA 2011), Einige Nachrichten an das All (UA 2011), Die lächerliche Finsternis (UA 2014). Veröffentlichungen (Auswahl): Monologe (2014), Drei Stücke (2016), Die Politiker (2019), Heilige Schrift I (2022). Auszeichnungen (Auswahl): Literaturpreis der Stadt Steyr (2005), Publikumspreis des Stückemarkts des Berliner Theatertreffens (2010), Kleist-Förderpreis für junge Dramatiker (2011), LiteraturFörderpreis der Stadt Konstanz (2011), Dramatikerpreis des Kulturkreises der deutschen Wirtschaft im BDI e. V. (2012), Förderpreis Komische Literatur (2013), Nestroy-Theaterpreis (2015).

Sergei Loznitsa, Filmregisseur und Autor 1964 in der Weißrussischen SSR/Sowjetunion geboren. Er lebt seit 2001 in Deutschland. Loznitsa wächst in Kiew auf, wo er nach dem Studium der Mathematik am Institut für Kybernetik arbeitet. Es folgt ein Studium der Regie an der Moskauer Filmhochschule WGIK. Anfangs fokussiert er sich in seinen Dokumentarfilmen auf den Alltag in der Provinz und Arbeitsverhältnisse, es dominiert noch ein ironischer Ton. Schließlich wendet er sich den großen Geschichtsereignissen Russlands und der Ukraine zu. Bei Filmen wie Blokada (2005) und Babyn Yar. Context (2021) arbeitet er ausschließlich mit Archivmaterial. 2014 dokumentiert er in beeindruckenden Bildkompositionen die Ereignisse auf dem Maidan. Seit 2010 wendet er sich auch dem Spielfilm zu (Auswahl): Mein Glück (2010), Im Nebel (2012) und Die Sanfte (2017) behandeln kritisch den moralischen Zustand der russischen Gesellschaft. Mit dem Film Donbass (2018) weist er frühzeitig auf die zugespitzte Situation in dieser Region hin.

Heidi Specogna, Dokumentarfilmemacherin 1959 in Biel (Schweiz) geboren, lebt in Berlin. Nach einer Ausbildung zur Journalistin arbeitet sie für verschiedene Medien. 1988 schließt sie das Regiestudium an der Berliner Film- und Fernsehakademie ab, seither realisiert sie Dokumentarfilme, die politisches Engagement mit künstlerischer Erzählung vereinen. Sie lehrt an der Filmakademie Ludwigsburg. Ihre Arbeitsschwerpunkte sind die Länder Lateinamerikas. In Tania la Guerrillera (1991) zeichnet sie das Schicksal der Revolutionärin Tamara Bunke nach, in Das kurze Leben des José Antonio Gutierrez (2006) das eines guatemalischen Emigranten, der in die USA flüchtet und im Irak-Krieg als erster Soldat im Friendly Fire stirbt.

Pepe Mujica – Der Präsident (2010–2015) ist das Langzeit-Porträt über den ehemaligen uruguayischen Staatspräsidenten. Ihr zweiter Schwerpunkt liegt auf dem afrikanischen Kontinent. Die Filme Das Schiff des Torjägers (2010), Carte Blanche (2011) und Cahier Africain (2016) offenbaren die desaströsen Nachwirkungen des Kolonialismus sowie der Gewaltherrschaften der Gegenwart. 2019 erhält sie den Konrad-Wolf-Preis der Akademie der Künste. Maria Speth, Filmregisseurin und Autorin 1967 in Tittling geboren. Bevor sie an der Hochschule für Film und Fernsehen in Babelsberg Regie studierte, arbeitete sie als Schnitt-und Regieassistentin. Bereits für ihren Debütfilm In den Tag hinein (2001) erhielt sie zahlreiche Preise. Es folgt der Spielfilm Madonnen (2007). Die Recherche für den Dokumentarfilm 9 Leben (2010) über obdachlose Jugendliche fließt auch in den Spielfilm Töchter (2011) ein. 2009 gründet sie die Produktionsfirma Madonnen Film. Zuletzt hatte sie großen Erfolg mit der über drei Stunden langen dokumentarischen Beobachtung Herr Bachmann und seine Klasse, für den sie u.a. 2021 den Silbernen Bär bei der Berlinale erhielt. Bei den meisten ihrer Filme ist sie neben dem Buch auch für den Schnitt verantwortlich. Mit dem Kameramann Reinhold Vorschneider entwickelt sie gemeinsam die exzeptionellen visuellen Konzepte all ihrer Filme.