"OFF SEASON" das neue Fotobuch von FOTOCULT Chefredakteur Eric Berger
Das Fotobuch ist sowohl online als auch als Printausgabe erhältlich.
Read MoreMAGAZIN FÜR FOTO, REISE UND LIFESTYLE
Fotocult Magazin für Fotografie Reise und Lifestyle
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Die neue Printausgabe des FOTOCULT Magazin für Fotografie und Lifestyle ist ab nächsten Samstag erhältlich! Holt euch ein Gratisexemplar am Stand der LIK Akademie für Foto und Design auf der Photo+Adventure.
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Im Gegensatz zu meinen sonstigen Reisegewohnheiten, hatte ich bereits Wochen im Voraus einen Flug über das berüchtigte Blue Hole vor der Küste Belizes im Sportflugzeug gebucht. Als Bonus sollte der Flug auch über die Mayastätten von Altun Ha gehen um auch die entsprechenden Aufnahmen von oben machen zu können. Die Sache wurde dadurch nochmals intensiviert, da dieser Flug am Tag der prophezeiten Apocalypse stattfinden sollte. Es war nämlich genau jener Tag, an welchem der Mayakalender endete an dem ich für einen Tag in Belize City war.
Der Tag in ehemals British Honduras begann eher wolkenverhangen und windig.
Ehrlich gesagt war ich ganz froh, als mir der dunkelhäutige Türstehertyp in der
mehr als windschiefen Baracke des Belize Airfields erklärte „Due to the Weather
Conditions we cannot fly now, you have to wait!“ Eine innere Stimme sagte mir
nachdem ich den Zustand von Büro, Piste, Pilot und Flieger gesehen hatte, wenn schon
heute der Weltuntergang ist, dann möchte ich dennoch nicht in einer schlecht
gewarteten Cessna sterben.
Also so rasch wie möglich rein ins nächste Taxi und zurück an den Hafen, aufs Schiff mit deutschen Standard. Nach langem Suchen, erklärte der Besitzer eines in die Jahre gekommenen Chrysler Voyager, er wäre ein Taxi und frei. Kaum waren wir drinnen in diesem rostigen Gefährt (wir mussten alle durch die Beifahrertür klettern „Some problems with the other doors“), als er uns auch schon überredet hatte, anstatt des Fluges mit ihm zu denMayastätten zu fahren. Wenn er schnell genug fährt, wären wir in einer Stunde
vor Ort.
Um die Sache abzukürzen, abgesehen von etwa 5 umplanmäßigen Stopps an Polizeiposten, die bis an die Zähne bewaffnet waren und nach Drogen oder schikanierungsbedürftigen Personen suchten, waren wir schnell unterwegs.
Durchschnittlich 120 Stundenkilometer auf dem Highway Nr. 1 in Belize. Highway
klingt jetzt etwas anspruchsvoller als es ist. Immerhin hatte die extrem
schlaglochdurchsetzte Straße zwei Fahrtstreifen. Unser Lenker wich gekonnt den
tiefsten der Löcher aus, während er erzählte wie froh er wäre, daß in Belize Öl gefunden
wurde, was eine gewisse Hilfsgarantie durch amerikanische Special Forces,
gegenüber den Aggressoren aus Guatemala anbelangt. Noch dazu, wo sich doch die Freunde aus Amerika durch nette Hilfestellung in der Technik des Raffinerieverfahrens freundlicherweise nützlich machen. Natürlich gab er noch die Geschichte von John McAffee den Erfinder des gleichnamigen Antivirenprogramms zum Besten, der nach Mordverdacht an seinem Nachbarn ins so unbeliebte Guatemala geflüchtet ist. Augenzwinkernd kam noch der Nachsatz, dass dies wohl nur war, weil McAffee mit all seinen Millionen begann einflussreicher als die Regierung zu werden. Die weiteren Verschwörungstheorien über den Flugzeugabsturz des belizischen Brauerreimonopolbesitzers unseres Lenkers habe ich ebensowenig geglaubt wie der McAffee Geschichte. Diese stellte sich zumindest durch meine spätere Webrecherche als wahr heraus.
Gedrosselt wurde das Fahrtempo erst als wir vom „Highway“ abgebogen sind, um
Richtung Altun Ha die restlichen 35 Km zurückzulegen. Auf dem asphaltierten
Fahrstreifen, welcher sich mit etwa 3 Meter Breite durch den Regenwald
schlängelte, fuhren wir jetzt nur mehr mit etwa 100 Km/h.
Hier gab es nur eine Fahrbahn für beide Richtungen. Bei Gegenverkehr mussten
einfach beide Fahrzeuge aufs schlüpfrige Lehm Bankett ausweichen, damit es zu keiner Kollision kam. Unser Fahrer erklärte mir, daß er diesem ewigen Ausweichen überdrüssig
sei, weil doch ohnedies im letzten Moment die Entgegenkommenden die Nerven
verlieren und den Weg freimachen. An dieser Stelle mag es mir erlaubt sein zu
erwähnen, daß oft eine schroffe Kante von 5 – 10 cm Höhe die asphaltierte Piste
vom extrem holprigen Umland trennte. Dies war wohl auch der Grund warum ich
immer wieder schleudernde Fahrzeuge sah, als ein mit Baumstammriesen beladener Truck immer formatfüllender vor uns auftauchte. Ich versuchte mich an
den Physikunterricht zu erinnern, wie die Reaktionszeit berechnet wird, wenn sich
2 Fahrzeuge mit je 100 Km/h aufeinander zubewegen (oder war es in der
Fahrschule?). Keine Sekunde zu früh, verriss unser Fahrer beherzt das Lenkrad nach rechts, was uns schlingernd in das unwegsame „Bankett“ springen ließ. Ein aufkommendes Schleudern wurde durch entsprechenden Kickdown des Gaspedals quittiert. Wenige Sekunden später waren wir wieder auf dem Single Stripe und unser
Driver grinste mich breit an „He was stronger than us …“
An diesem Tag habe ich es extrem genossen, die Ruinen von Altun Ha zu
fotografieren und war irgendwie froh, daß das Ende des Mayakalenders nicht
unmittelbar zum Untergang geführt hat.
Als mir der Taxifahrer zu Beginn unserer Rückfahrt erklärte, daß er nicht wie all seine Geschwister nach Amerika auswandern wolle, sondern das einfache Leben liebe und allabendlich seinen Marihuana Joint genieße, war mir klar, daß zumindest er entspannt nach Belize City zurück kommen würden, er machte jedenfalls diesen Eindruck auf mich.
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