Milena Krammer
29. 08. 2018 - 10. 09. 2018
Vernissage am 29. 08. 2018 um 19:00 Uhr. Anmeldung zur Vernissage HIER.
"ABLÖSUNG"
„Die Ablösung des heranwachsenden Individuums von der Autorität der Eltern ist eine der notwendigsten, aber auch schmerzlichsten Leistungen der Entwicklung. Es ist durchaus notwendig, dass sie sich vollziehe, und man darf annehmen, jeder normal gewordene Mensch habe sie in einem gewissen Maß zustande gebracht.“ *
Doch wie soll man als Mutter die Kinder gehen lassen? Wo sind die Grenzen? Wann? Und wie viel Mutterliebe ist genug? Was passiert, wenn die Liebe dem Kind auf seinem Weg in die Freiheit und Selbständigkeit im Wege steht?
Meine Arbeit erforscht die Beziehung zwischen Mutter und Tochter, die die ersten Schritte in Ihre Selbstständigkeit wagt.
Sie erzählt eine Geschichte, in der Vernunft der stärksten Emotion der Menschheit gegenüber steht.
*(Siegmund Freud, Der Familienroman der Neurotiker (1909)
Foto: Milena Kramer
Wieviel Mutterliebe ist genug?
Wenn es nach einer liebenden Mutter gehen sollte, kann sie ihrem Kind nie zu viel Liebe geben. Doch was passiert, wenn die Liebe dem Kind auf seinem Weg in die Freiheit und Selbständigkeit im Wege steht?
Laut dem österreichischen Verhaltensforscher Irenäus Eibl-Eibesfeldt ist Mutterliebe eine Schlüsselerfindung der Natur, aus der sich alle anderen Formen der Bindung zwischen den Menschen entwickelt haben. Sie ist der Ursprung von Mitempfinden, Mitleid, romantischer Liebe zwischen Erwachsenen und auch aller höheren Formen von Geselligkeit.
In vielen Kulturen gilt sie als höchste Form der Liebe und tiefstes Gefühl der Natur. Das stärkste Gefühl zu dem die Menschen fähig sind.
Schon bevor ein Kind geboren wird, leiten die Hormone Oxytocin und Prolaktin die Änderungen im Gehirn der werdenden Mutter an. Diese Hormone, die bei der Geburt und in der Zeit der intensiven Pflege ausgeschüttet werden, stimulieren das Eltern-Verhalten. Sie unterdrücken die Produktion der Reproduktionshormone, haben Einfluss auf Bildung von Paarverhältnis zwischen Mutter und Kind und heben den Schutztrieb über den Selbsterhaltungstrieb.
Im Tierreich fallen diese Hormone nachdem die Mutter nicht mehr intensiv gebraucht wird ab und werden wieder durch Reproduktionshormone ersetzt. Das Jungtier übergeht automatisch in die Obhut von der Hörde oder Familie und wird von der Mutter nicht mehr erkannt.
Der Anfang der Geschichte ist beim Mensch und Tier sehr ähnlich. Später übergehen die hormonellen Prozesse unter die Kontrolle von der Hirnrinde. Die Mutterliebe wird von den Hormonen nicht „ausgeschaltet“. Sie entwickelt sich sehr individuell, abhängig von der Persönlichkeit und sozioökonomischer Umgebung des Menschen.
Wie lässt man als Mutter die Kinder gehen? „Es ist ein Naturgesetz, aber eines, mit dem wir nicht gerechnet haben. Wenn Kinder groß sind, entwachsen sie uns. Brauchen uns weniger, als wir sie brauchen. *
Meine Arbeit erforscht die Beziehung zwischen Mutter und Tochter, die die ersten Schritte in Ihre Selbstständigkeit wagt. Sie erzählt eine Geschichte, in der Vernunft der stärksten Emotion der Menschheit gegenüber steht.
- „Wer sagt, dass Kinder glücklich machen? Von Vätern und Müttern am Rande des Nervenzusammenbruchs“ Eva Gerberdubg, Evelyn Holst
Foto: Milena Krammer
Milena Krammer
Ich bin eine gebürtige Slowakin, die nach dem Abschluss eines Kulturologie Studiums und einem Jahr auf Reisen durch Europa, in Wien Ihre neue Heimat gefunden hat. Hier lebe ich mit meinem Mann und unseren zwei Töchtern.
Kinder, Familie und zwischenmenschliche Beziehungen meistens im dokumentarischen Styl aufgenommen, sind die zentralen Themen meiner Fotografie.
In meiner aktuellen Arbeit „Ablösung“ bin ich dagegen konzeptuell vorgegangen um eine Geschichte aus der Perspektive einer Mutter zu erzählen, die loslassen lernen muss.