Scarlett Coten erhält den Leica Oskar Barnack Award 2016
Am Mittwoch wurde in Berlin im Rahmen einer feierlichen Preisverleihung und Ausstellungseröffnung mit über 300 geladenen internationalen Gästen die beiden Gewinner des Leica Oskar Barnack Awards 2016 bekanntgegeben.
Die Gewinnerin der Kategorie „Leica Oskar Barnack Award“ ist Scarlett Coten mit ihrer beeindruckenden Serie „Mectoub“. In ihrer Bildserie beleuchtet die französische Fotografin Rollen- und Männlichkeitsbilder in der arabischen Welt. Ihre Porträts lenken den Blick auf die Brüche zwischen gesellschaftlicher Konformität und individueller Sehnsucht. Im Zuge des Arabischen Frühlings begann sich Scarlett Coten mit verschiedenen Aspekten der sich verändernden Gesellschaften in Nordafrika und im Nahen Osten zu beschäftigen. Aus der Perspektive eines weiblichen Kamerablicks gelang es ihr, sehr direkte Porträts der von ihr fotografierten Männer zu inszenieren. Mit „Mectoub“, einem Wortspiel aus dem arabischen „maktub“, das für das schicksalhafte „Es ist geschrieben, …“ steht, und dem französischen „mec“, das umgangssprachlich freundlich „den Macker“ bezeichnet, gelingt es Coten, das traditionelle Männerbild der arabischen Welt subtil zu hinterfragen. Die Hauptkategorie des Leica Oskar Barnack Awards ist mit 25.000 Euro sowie einer Kameraausrüstung des Leica M-Systems im Wert von 10.000 Euro dotiert.
Den diesjährigen „Leica Oskar Barnack Award Newcomer“ erhält die Fotografin Clémentine Schneidermann für ihre Serie „The Unbearable, the Sadness and the Rest“. Vor knapp einem Jahr zog die in Paris geborene Fotografin nach Abertillery in Südwales. Sie hattebereits ihr Studium in Newport abgeschlossen und begann im Rahmen eines Residenzprogramms, sich intensiv mit der Lebenssituation in der Region zu beschäftigen. Landschaftlich zwar äußerst reizvoll, belasten die Gegend jedoch enorme wirtschaftliche und soziale Probleme. Nach dem Ende des Kohlebergbaus stecken die Gemeinden der South Wales Valleys in einer postindustriellen Krise. Das Fotoprojekt „The Unbearable, the Sadness and the Rest“ verbindet in sehr ungewöhnlicher Weise die Stilmittel von Dokumentar-, Porträt- und Modefotografie. Als Gewinnerin des „Leica Oskar Barnack Awards Newcomer“ erhält Clémentine Schneidermann ein Preisgeld in Höhe von 10.000 Euro und eine Leica Messsucherkamera.
In diesem Jahr wurden neben den beiden Hauptkategorien erstmals auch die weiteren zehn Finalisten mit jeweils 2.500 Euro prämiert.
„Im Namen der gesamten Jury des Leica Oskar Barnack Awards beglückwünsche ich die diesjährigen Gewinnerinnen Scarlett Coten und Clémentine Schneidermann. Beiden ist mit ihren Bildserien eindrucksvoll der humanistische Blick auf die Gesellschaft, in der der Mensch im Mittelpunkt steht, gelungen. Mittels sehr direkter Bildsprache beleuchten beide Fotografinnen relevante soziale und gesellschaftspolitische Themen unserer Zeit“, so Karin Rehn-Kaufmann, Generalbevollmächtigte Leica Galerien International. „Neben der thematischen Vielfalt und der beeindruckenden Qualität der über 3.200 Einreichungen aus 108 Ländern freuen wir uns über die gelungene Neuausrichtung und die damit einhergehende Stärkung des Leica Oskar Barnack Awards“.
Die Leica Camera AG präsentiert die Bildserien aller zwölf Finalisten erstmals im Rahmen einer großen Ausstellung in der „Neuen Schule für Fotografie“, Brunnenstraße 188-190, 10119 Berlin. Die „Leica Oskar Barnack Award“-Ausstellung, die zum offiziellen Programm des European Month of Photography (EMOP Berlin) gehört, kann vom 29. September bis zum 23. Oktober 2016 täglich von 14:00 bis 20:00 Uhr besichtigt werden.
Begleitend zum „Leica Oskar Barnack Award“ erscheint ein Sonderheft des LFI Magazins, welches die Gewinner und Finalisten mit ihren umfangreichen Bilderstrecken vorstellt. Weitere Informationen unter www.leica-oskar-barnack-award.com.
Biografien
Scarlett Coten (*1958) arbeitet als freie Fotografin an Langzeitprojekten vor allem in der arabischen Welt. Nach dem Studium an der Ecole Nationale Supérieure de la Photographie in Arles reiste sie 2000 nach Ägypten, um dort ihre erste wichtige Serie zu realisieren. Für „Still Alive“ begleitete sie über Monate Beduinen durch die Wüste Sinai. Seit 2012 arbeitet sie an dem Porträtprojekt „Mectoub“, das bereits mehrfach ausgestellt wurde.
Clémentine Schneidermann wurde 1991 in Paris geboren und entdeckte als Jugendliche die Fotografie in den Straßen von Paris. Sie studierte von 2009 bis 2012 Fotografie am Centre d’enseignement professionnel de Vevey in der Schweiz. Von 2012 bis 2014 absolvierte sie ein Master-Studium in Dokumentarfotografie an der University of Wales in Newport. Hier entstand auch die Serie, mit der sie sich für den Leica Oskar Barnack Award 2016 bewarb.