VIVIANE SASSEN - UMBRA
Mit der international anerkannten Fotografin Viviane Sassen (*1972) präsentiert das Haus der Photographie Deichtorhallen Hamburg vom 13. Mai bis 20. August 2017 zum ersten Mal eine Einzelausstellung der niederländischen Künstlerin in einem großen deutschen Ausstellungshaus.
Bekannt wurde Viviane Sassen durch ihre Farbfotografien, bei denen die Form am Rande der Abstraktion eine starke Rolle spielt. Die dargestellten menschlichen Körper werden in den Arbeiten zu Akteuren surrealer Szenerien. Einzelne Gliedmaßen scheinen ein Eigenleben zu führen und wirken oft wie abstrakte Skulpturen, die durch geschickt platzierte Spiegel in ihre Einzelteile zerlegt wurden. Mit ihrem sehr persönlichen und einzigartigen Stil setzte Viviane Sassen auch in der Modefotografie Akzente und hebt sich durch ihre emotionale Bildsprache von den weitgehend kommerziell ausgerichteten Modefotografen ab. In Werbekampagnen für weltbekannte Marken wie Stella McCartney, Adidas, Miu Miu, Hermès, Bottega Veneta oder Louis Vuitton bildet sie den kreativen, experimentellen und modernen Charakter der zeitgenössischen Mode ab.
Das Haus der Photographie präsentiert mit der Werkserie UMBRA (lat. Schatten) das wohl persönlichste Werk der Künstlerin. Die Schau konzentriert sich auf das Spiel zwischen Licht und Schatten, ein besonderes Stilmittel Sassens. Charakteristisch ist außerdem das überspitzte Kolorit, das wiederum tiefe Schatten hervorruft. Der harte Kontrast zwischen Hell und Dunkel, zwischen Realismus und Abstraktion wird in UMBRA zur Metapher für widerstreitende Emotionen wie Angst und Begehren, Erinnerung und Erwartung, Fantasie und Illusion.
Die Ausstellung UMBRA ist in acht verschiedene Serien gegliedert, wobei jede einen eigenen Charakter aufweist (TOTEM, LARVAE, HURTLING, REBUS, SOIL, CARBON, AXIOM und AURA). Die Auswahl der eingesetzten Medien reicht dabei von Fotografie über Video, Zeichnungen und Lichtprojektionen bis hin zu Spiegeln. Die meisten dieser Werkreihen wurden explizit für die Werkschau UMBRA produziert. In einigen Teilen der Werkserie lassen sich Bezüge auf traditionelle, abstrakte Maler wie Kasimir Malewitsch (Das schwarze Quadrat, 1915), Piet Mondrian oder Mark Rothko erkennen. Andere stehen in Beziehung zu literarischen, naturwissenschaftlichen und philosophischen Ansichten von Plato und Carl Gustav Jung bis hin zu der jungen niederländischen Schriftstellerin Maria Barnas, die eigens für UMBRA Gedichte verfasste.
In ihrer Ausstellung nimmt Viviane Sassen die Besucher mit auf eine Reise durch Licht und Schatten und integriert dabei sogar deren physische Präsenz in die Traumwelt, die sie mit UMBRA erschafft.
ÜBER VIVIANE SASSEN
Viviane Sassen studierte Fashion Design bevor sie sich mit einem Fotografie-Studium in Utrecht und einem Master in Fine Arts in Arnheim der bildenden Kunst widmete. Ihre Arbeiten wurden weltweit ausgezeichnet und ausgestellt, darunter im Museum of Modern Art 2011 im Institute of Contemporary Art und in The Photographer’s Gallery in London sowie im Fotomuseum Winterthur, der GP Gallery in Tokyo, der City Gallery in Wellington, Neuseeland und im Fotomuseum Rotterdam. Weiter präsentierte Sassen ihre Arbeiten in der Ausstellung „Encyclopedic Palace“ auf der 55. Biennale 2013 in Venedig. Die Deutsche Fotografische Akademie verlieh ihr 2015 für außergewöhnliche Leistung in der Fotografie die David- Octavius-Hill Medaille.
PUBLIKATION
Das Buch zu der Werkserie UMBRA ist im Prestel Verlag erschienen und erhielt 2016 den Deutschen Fotobuchpreis in Gold. Die Abbildungen von Viviane Sassen werden von Texten von Maria Barnas begleitet. Paperback, Klappenbroschur, 196 Seiten, 26 x 35 cm, 200 farbige Abbildungen. Preis: 59 Euro
ÖFFNUNGSZEITEN
Di – So 11 – 18 Uhr. Jeden 1. Do im Monat 11 – 21 Uhr.
ADRESSE
Deichtorhallen Hamburg/Haus der Photographie, Deichtorstr. 1-2, 20095 Hamburg, Tel. 040- 32 10 30
WWW. DEICHTORHALLEN.DE
AUSSTELLUNGSKAPITEL
Mit der Installation TOTEM wird die Schau eröffnet. Großformatige menschliche Schatten werden entlang der Wände projiziert. Durch seitlich angebrachte Spiegel und das Laufen durch das Licht des Projektors wird der Schatten des Besuchers selbst Teil des Werks. Bild und Realität verschwimmen. Die Frage nach Identität und persönlichen Ängsten begleitet den Besucher weiter durch die Ausstellung.
Das Werk LARVAE ist eine Interpretation der Auffassung Carl Gustav Jungs zum Archetypen des Schattens. Demnach ist eine dunkle Seite im Bewussten und Unbewussten eines jeden vorhanden.
HURTLING besteht aus der Performance des gleichnamigen Gedichts der niederländischen Autorin Maria Barnas. Der gehörlose Südafrikaner Dawid Petro übersetzt das Gedicht in Gebärdensprache. Durch die Bewegung seiner Hände wird das gesprochene Wort zum Bild.
Die Werkreihe REBUS besteht aus 13 gerahmten und ungerahmten C-Prints. Sie soll an das Prinzip des Schicksals erinnern. Das Schicksal als eine unkontrollierbare Kraft, deren Zeichen nur schwer zu entziffern sind. Wie ein Puzzle ohne Lösung.
Von dem Verlust eines geliebten Menschen handelt die Reihe SOIL. Zum ersten Mal zeigt Viviane Sassen neben Fotografien auch Zeichnungen.
Eine Reihe sehr dunkler Bilder zeigt die Serie CARBON. Mit diesen Aufnahmen werden die Grenzen der Fotografie herausgefordert. Dabei entsteht ein Spiel mit den unterschiedlichen Wahrnehmungen von Auge und Kamera.
In AXIOM werden dunkle Schatten schließlich zu bunten Schatten. Die 17 Werke dieser Serie erinnern an die abstrakten Gemälde von Mondrian, Malewitsch und Rothko.
Auch das Kapitel AURA greift das Thema der bunten Schatten auf. Rotes, grünes und blaues Licht wird kombiniert um weißes Licht zu erzeugen. Tritt der Besucher vor das Licht werden die drei Lichtbündel gestört und ein bunter Schatten erzeugt.