Die aktuelle Ausstellung des amerikanischen Fotografen Walker Evans im Centre Pompidou ist ein wahrer Publikumsmagnet!
Das Centre Pompidou ist ja bereits durch seine avantgardistische Architektur für Fotografen/innen ein lohnenswertes Ziel. Nun wird dies noch zusätzlich durch die aktuelle Ausstellung des Lebenswerks des amerikanischen Fotografen Walker Evans gesteigert.
Ursprünglich wollte Walker Evans (1903 bis 1975) Schriftsteller werden. Doch als der Sohn einer reichen Familie nach einem abgebrochenen Studium der französischen Literatur 1926 ein Jahr in Paris verbrachte, schrieb er keinen Debütroman, sondern experimentierte lieber mit einer Kamera.
Ein Glück für die Kunstgeschichte: Evans ebnete der modernen Fotografie den Weg in die Kunst. Bis heute bleibt er einflussreich für ganze Dokumentargenres, etwa die Street Photography. Die große Depression, die die amerikanische Gesellschaft ab dem Ende der zwanziger Jahre eine Dekade lang im Griff hatte, prägte eine Fotografengeneration.
Obwohl Evans selbst sich nie als Weltverbesserer mit der Kamera verstand und mit kühler Distanz das ablichtete, was ihm ins Auge sprang, wurden seine Bilder, die um die Mitte der dreißiger Jahre das Elend der Landbevölkerung in den Südstaaten dokumentierten, als Sozialkritik aufgefasst. Ähnliche Berühmtheit erlangte später eine Serie von 1938 bis 1941, als der Fotograf mit einer versteckten Kamera Passagiere in der New Yorker Subway aufnahm. Die Arbeit mit der Kamera war für Evans eine "extrem schwierige Handlung". Bilder, die stimmungsvoll, geheimnisvoll und zugleich realistisch seien, hielt er für einen seltenen Erfolg, "fast einen Unfall". Evans, dem das New Yorker MoMA 1938 die erste monografische Fotografieausstellung in der Geschichte des Museums ausrichtete, verglich das Fotografieren gerne mit der Jagd: "Die Art und Weise ähnelt sich, wie man sich einer Maschine bedient, um etwas zu schießen. Man schießt, um zu töten. Wenn man das erhoffte Bild hat – das ist eine Tötung. Das ist ein Volltreffer."
Als Retrospektive von Evans Arbeit in all seiner Vollständigkeit konzipiert, unterstreicht die Ausstellung die Faszination des Fotografen mit der traditionellen Kultur. Der erste Teil der Ausstellung vereint die wichtigsten Themen der Volksnähe die ständig von Evans gesucht wurde. Die Typografie eines Zeichens, das Layout eines Displays, das Fenster eines kleinen Speichers, etc. Der zweite Abschnitt zeigt, wie er selbst den Betriebsmodus oder visuelle Formen der Volksmund Fotografie, indem gelegentlich zu einem Fotograf der Architektur, Postkarten oder Straße Porträts für den Raum eines Projekts. Und er arbeitete immer explizit von eine künstlerische Perspektive.
Die Retrospektive blickt auf die gesamte Laufbahn des Künstlers zurück, von seinen ersten Fotos der späten zwanziger Jahre bis zu den Polaroids der siebziger Jahre. Kurator: Clément Chéroux, unterstützt von Julie Jones
Die Ausstellung ist noch bis zum 14. August 2017 im Centre Pompidou zu sehen und wirddann im San Francisco Museum of Modern Art ausgestellt (September 30, 2017-February 4, 2018).