Wenn fremde Menschen im Augarten in Wien zum Portrait gebeten werden!
"Human Faces"
Portraits von Viktor Orgonyi in der Galerie LIK in der Spittelberggasse in Wien.
Portraits in schwarz-weiß, direkter Blickkontakt mit dem Betrachter des Bildes, frontal fotografiert immer wieder in der selben Pose, mit neutralem Gesichtsausdruck und doch könnten die Menschen selbst nicht unterschiedlicher sein. Viktor Orgonyi interessiert sich für die Vielfältigkeit und Schönheit menschlicher Gesichter und zeigt uns das in dieser Ausstellung. Die Vielfalt, im Englischen diversity genannt und viel diskutiert, ist was der Betrachter der Fotos in der Schönheit der Gesichter in Ruhe studieren kann. Jedes Gesicht entwickelt seine eigen Präsenz für den Betrachter. Die Bildunterschriften verraten nicht viel über die Personen und deren Geschichte. Der Bildausschnitt ist bewusst eng gewählt, damit auch die Kleidung nur wenig über die Person verraten kann. Der Betrachter muss sich einfach dem Gesicht widmen und darin lesen. Er ist dem Gesicht ausgeliefert genauso wie das Gesicht ihm ausgeliefert ist. Und was sieht der Betrachter? Die Schönheit und Vielfalt.
Viktor Orgonyi hat während des letzten Jahres im Augarten unbekannte Passanten vor seine Kamera gebeten. Es sind keine schnellen Schnappschüsse wo den Personen nicht bewusst ist, dass sie fotografiert werden, sondern ein bewusstes sich aufstellen vor der Kamera. Es entwickelt sich dabei ein Gespräch. Manche Gespräche sind ganz kurz und andere länger. Das Projekt läuft jetzt ein halbes Jahr und es gibt eigentlich keinen Grund, warum es jemals vollständig sein sollte. Die Diversität und die Schönheit hat keinen Anfang und kein Ende. Sie ist nie komplett erfasst und jedes Foto ist nur ein Beispiel der Schönheit und Diversität wie sie existiert. Deshalb wird es immer weitergehen.
"Geboren 1965 in Österreich habe ich schon früh in meiner Jugend mit der Fotografie begonnen. Der Brotberuf und die Familie haben aber wenig Zeit für die Fotografie gelassen. Seit ein paar Jahren habe ich wieder zu fotografieren begonnen und seither Kenntnisse in Workshops bei verschiedenen Fotografen weltweit erworben. Die wichtigsten davon sind Jock Sturges, Renee Jacobs, Robert Pichler, Trevor und Faye Yerbury, Tom Millea und zuletzt im Kurs künstlerische Fotografie der LIK Akademie. Am meisten habe ich immer in Diskussionen mit Freunden und anderen Fotografen gelernt. Inhaltlich habe ich mich während der letzten Jahren mehr in die eigene Fotografie und meine fotografischen Projekte vertieft. So liegt jetzt der Schwerpunkt meines Interesses in der Portraitfotografie. Wenn mich früher mehr die Welt und Natur an sich interessiert hat, steht nun für mich der einzelne Mensch im Fokus, die Person an sich und alles was zum Menschsein dazugehört. Gerade die Zusammenarbeit mit einigen der internationalen Fotografen hat mir gezeigt, dass die porträtierte Person nicht nur ein Subjekt ist, wie es in der Fotografie vielfach genannt wird und damit eigentlich zum Objekt wird, sondern ein Mensch mit Geschichte, Wünschen, Träumen und eine Realität mit eigenem Charakter und Würde. Jeder Mensch ist einzigartig und verdient größten Respekt vom Fotografen beim Akt des Fotografiertwerdens. Women are beautiful postuliert Winogrand und ich finde People are beautiful. Technisch arbeite ich sowohl digital als auch analog mit Film in allen Formaten vom Kleinbild bis 8x10 inch und auch in sogenannten alternativen Prozessen wie zum Beispiel der Collodion Wet Plate Technik. Für mich persönlich lässt die Digitaltechnik eine schnellere Umsetzung der Idee zu und die analoge Technik bietet viel mehr sinnlichen Bezug zum Endprodukt."
Viktor Orgonyi