The Sonnenschein Rhapsodies im Kunst Haus Wien
Wovon träumen Bäume eigentlich? Was wünschen sie sich? Was würden sie uns Menschen mitteilen, könnten wir uns verständigen? Mit The Sonnenschein Rhapsodies kreiert das Künstlerduo Böhler & Orendt eine multimediale raumgreifende Installation, die von der Vision einer paradiesischen Welt aus Sicht der Pflanzen erzählt. Animierte malerische und skulpturale Elemente treffen auf eine mehrstimmige Sound-Ebene und lassen die Besucher:innen in eine phantastische Szenerie eintauchen, die das Leben von Bäumen und ihre wichtige Bedeutung für unser globales Ökosystem in den Fokus rückt.
Wien Holding-Geschäftsführer Kurt Gollowitzer: „Das KUNST HAUS WIEN hat sich als erstes Grünes Museum einer klaren programmatischen Ausrichtung verschrieben und legt mit seinen Ausstellungen den Fokus auf Umwelt- und Nachhaltigkeitsthemen. Mit der neuen multimedialen Installation The Sonnenschein Rhapsodies will das Museum Besucher:innen mit einer gehörigen Portion Humor für das fragile Gleichgewicht der Natur sensibilisieren und so gleichzeitig zum Nachdenken anregen.”
Direktorin Gerlinde Riedl: „Der Zauber dieser künstlerischen Installation liegt in der unerwarteten, mit Humor und Ironie getränkten Erzählung, mit der Böhler und Orendt das für uns alle so dringliche Thema der Klimaerwärmung erschließen. Ihr Zugang ist dabei kein wissenschaftlicher, sondern ein poetisch-literarischer, der uns auf emotionaler Ebene berührt. So wollen die Künstler das Interesse von vorgebildeten ebenso wie von nicht explizit kunstinteressierten Menschen wecken und den Besucherinnen und Besuchern - ganz ohne moralisierende Botschaft – das Leben von Bäumen und ihre wichtige Bedeutung für unser globales Ökosystem ins Bewusstsein rücken.“
Für ihre eigens für das KUNST HAUS WIEN entwickelte Arbeit verbinden Böhler & Orendt vorgefundene Architektur, filmische Animation, Malerei, Skulptur, Text und Gesang zu einem multimedialen Kammerspiel: Zwischen einem Wald aus überdimensionalen stilisierten Blättern liegen „Baum-Cyborgs“ auf bunten Strandliegen. Die Wesen aus Baumstämmen und animierten Gesichtern erzählen von einer paradiesischen Welt, sie schwärmen von Sommerregen und frischem Grundwasser und träumen von der sanften Berührung ihrer Rinde durch den Schweif eines Eichhörnchens. Wie eine Rhapsodie entfalten sich die Stimmen der Baum-Protagonisten im Ausstellungsraum und verdichten sich stellenweise zu einem Chor, der wie ein Mantra in den Ohren der Besucher:innen nachklingt.
Das Projekt wurde kuratiert von Sophie Haslinger, Kuratorin des KUNST HAUS WIEN: „Böhler & Orendts multimediale Installation verhandelt Grundsatzfragen des menschlichen Handelns in Bezug zu unserer Umwelt und berührt gleichzeitig auf emotionaler Ebene. Der narrative und sinnliche/immersive Charakter des Projekts lädt Besucher:innen ein, die mensch-zentrierte Perspektive zu verlassen und die Sichtweise von Bäumen einzunehmen.“
Anhaltende Dürre, Abholzung, Monokulturen, Verlust der Biodiversität und Bodenversiegelung sind nur einige der menschengemachten Probleme, die unsere Wälder heute bedrohen. Die Baum-Cyborgs von Böhler & Orendt klagen aber nicht an, vielmehr fantasieren sie von paradiesischen Zuständen, die in Anbetracht der düsteren Prognosen für unsere Ökosysteme wie ferne Wünsche erscheinen. Die Künstler geben mit ihrer Installation den Bäumen ein Gesicht, vermenschlichen sie sozusagen und verleihen der Natur damit eine Sprache.
Mit Poesie, Humor und romantischen Narrativen führen uns Böhler & Orendt mit The Sonnenschein Rhapsodies die tragische Differenz zwischen dem Sehnsuchtsbild einer intakten Natur und dem ökologischen Ist-Zustand außerhalb des Ausstellungsraumes vor Augen. Weder das künstliche Aussehen der Baumwesen noch der Inhalt ihrer Geschichten passen mit der Realität zusammen und gerade durch dieses Spannungsverhältnis vermag das Kammerspiel für das fragile Gleichgewicht der Natur zu sensibilisieren. Auch wenn Böhler & Orendt mit ihrer künstlerischen Arbeit ganz bewusst keinen konkreter Handlungsauftrag geben, verstehen sie ihre Installation doch als Anregung, die eigene reale Lebenswelt so lebensfreundlich für Pflanzen, Tiere und Menschen zugleich zu gestalten, dass sie sich feiern und besingen lässt.
Kuratorin: Sophie Haslinger
ÜBER DIE KÜNSTLERIN
Matthias Böhler (geboren 1981 in Aachen, Deutschland) und Christian Orendt (geboren 1980 in Sighișoara, Rumänien) kollaborieren seit 2008 als Künstlerduo. Ihr künstlerisches Interesse kreist vorwiegend um die tragischen, komischen und absurden Auswirkungen menschlicher Einflussnahme auf die Geschicke der Erde, die sie in Mischformen unterschiedlichster künstlerischer Medien reflektieren. Ihre umfangreichen, installativen Projekte werden international ausgestellt und wurden mit zahlreichen Preisen und Stipendien honoriert. Zuletzt realisierten sie die interaktive multimediale Skulptur „Kwirki, der Sendebote“ am Floridsdorfer „Spitz“ im Rahmen von KÖR Wien. Matthias Böhler und Christian Orendt leben und arbeiten in Berlin.