Behindertensport im Fokus - Der Fotowettbewerb des Österreichischen Behindertensportverbands ist bereit Anfang Juni geöffnet.
Der Österreichischen Behindertensportverband (ÖSBV) sucht bereit seit 8.Juni 2021 mit „Behindertensport im Fokus“ die besten Fotos zum Thema Behindertensport. Amateure und Profis können dazu ein Jahr lang ihre besten Aufnahmen einsenden. Es warten tolle Preise auf die Gewinnerinnen und Gewinner.
In den Kategorien Bewegung, Emotion und Reportage wird eine Jury die Siegerinnen und Sieger wählen. Was auf den Fotos zu sehen sein soll? Menschen, die im Behindertensport aktiv sind. Es muss dabei aber nicht die Behinderung im Mittelpunkt stehen. Eine Amputiertenläuferin, eingebettet in eine Landschaft kann genauso eingesendet werden wie ein gelungenes Portrait eines Sportlers.
Neue Perspektiven eröffnen
Katrin Neudolt, gehörlose Weltklasse-Badmintonspielerin, Mitglied der Jury: "Der Fotowettbewerb ist ideal um das Sportleben von Menschen mit sichtbaren und nicht sichtbaren Behinderungen und deren Umfeld zu zeigen. Ich bin überzeug, dass durch die fotografische Zusammenarbeit mit behinderten Sportlerinnen und Sportlern neue Perspektiven eröffnet werden.“
Katrin Neudolt, Jury-Mitglied vom Fotowettbewerb "Behindertensport im Fokus"
Skispringer Gregor Schlierenzauer, Jury-Mitglied: „Ich hoffe auf viele ausdrucksstarke Bilder. Der Behindertensport verdient mehr Aufmerksamkeit und Anerkennung. Ich freue mich Teil der Jury zu sein, zumal ich selber sehr gerne mit der Kamera unterwegs bin.“
Gregor Schlierenzauer poses for a portrait during a photo shoot in Salzburg, Austria on October 5, 2020. // Markus Berger / Red Bull Content Pool
„Was ist schon normal?“
Gregor Schlierenzauer im Interview mit Alexandra Stroh/ÖBSV
“Er ist der erfolgreichste Skispringer der Weltcup-Geschichte und doch am Boden geblieben. Denn die wirklich großen Leistungen seien woanders zu finden, erzählt der reflektierte Spitzen-Athlet. Im kommenden Jahr ist er prominenter Juror des Fotowettbewerbs „Behindertensport im Fokus“, einem Projekt, dass Sportlerinnen und Sportler mit Behinderung in den Blickpunkt rückt. Und ein Thema, das Schlierenzauer aus vielerlei Gründen am Herzen liegt.
Du bist prominenter Juror der Aktion „Behindertensport im Fokus“, dem Fotowettbewerb des Österreichischen Behindertensportverbands (ÖBSV), hast zugesagt, ohne lang nachzudenken. Warum ist der Behindertensport ein so großes Anliegen?
Gregor Schlierenzauer: Weil ich gewisse Schnittpunkte, gewisse Berührungspunkte habe, die mich selbst betreffen. Zum einen Menschen mit Behinderung durch meinen guten Freund und Kollegen Simon Wallner, der querschnittgelähmt und auf einen Rollstuhl angewiesen ist. Durch Ihn bekomme ich die Thematik sehr mit. Und zum anderen bin ich ja auch quasi „betroffen“, weil ich am linken Ohr taub bin. Darum ist es mir wichtig, meinen kleinen Teil dazu beizutragen. Außerdem ist Fotografie ein großes Hobby von mir – da passt ein solcher Fotowettbewerb natürlich super! Ich finde die Aktion „Behindertensport im Fokus“ echt eine tolle Sache.
Es ist eher ungewöhnlich, dass ein Profi-Sportler eine solche Aktion unterstützt, weil die Berührungspunkte zwischen „normalem“ Sport und „Behindertensport“ eher gering sind. Warum eigentlich?
Das ist schon richtig. Aber als Athlet hat man immer wieder tolle Möglichkeiten, Behindertensportlerinnen und Behindertensportler zu treffen. So habe ich ja auch meinen Freund den Simon kennengelernt, als wir beide im Olympiazentrum in Innsbruck trainiert haben. Für mich war das eine große Bereicherung. Allein zusehen, wie ein „Normalo“ sich fürs Training motiviert im Gegensatz zu einem, der einen Rollstuhl braucht und noch mit ganz anderen Herausforderungen zu kämpfen hat, versetzt schon Berge und ist sehr lehrreich. Ich finde, dass die Menschen mit Behinderung, die sportliche Ziele verfolgen, unglaubliches leisten. Meiner Meinung nach mehr als andere Menschen.
Denen wird viel zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt. Speziell auch im Alltag. Die müssen ja sehr viel mehr Hürden überwinden als wir nicht-behinderten Menschen.
Die Aktion „Behindertensport im Fokus“ kommt aber auch nach vielen Monaten der Pandemie, in denen der Sport sehr gelitten hat, genau zum richtigen Zeitpunkt, oder?
Der Sport, die Bewegung hat wahnsinnig gelitten. Bewegung ist aber so wichtig, um als Mensch im Gleichklang und gesund zu bleiben. Der Zeitpunkt ist also perfekt!
Außerdem müssen wir mehr denn weg von diesem Schubladendenken. Jung/alt, arm/reich, Behinderung oder nicht: Am Ende des Tages ist jeder ein Lebewesen, das höchsten Respekt verdient, und das gehört noch mehr in der Gesellschaft verankert. Und gerade was diesen Respekt und dieses Denken in meiner Branche gegenüber dem Behindertensport betrifft – da hinkt es noch sehr nach.
Warum wird denn der Behindertensport in der Öffentlichkeit immer noch so stiefmütterlich behandelt?
Ich glaube, dass der Mensch so tickt: Wenn es einem selber nicht berührt oder betrifft, dann ist das Thema wenig interessant. Daher ist es leider noch ein großes Tabu-Thema und man kann sich nur wünschen - durch Aktionen wie diese - die Aufmerksamkeit der Menschen zu bekommen.
Warum trennen die Leute immer noch so sehr zwischen „normalem“ Sport und „Behindertensport“, zwischen „normalen“ und „behinderten“ Menschen?
Was ist schon normal? Das ist doch sowieso nur eine Ansichtssache. Für den einen hat das eine Wertigkeit, für den anderen etwas anderes. Und um was geht es wirklich? Ich sehe oft, gerade bei Menschen mit Behinderung, die um so viele kleinen Dinge im Leben kämpfen müssen, was die wahren Werte eigentlich sind.
Reden wir über deinen Freund Simone Wallner, einen Mono-Skifahrer. Diesen Sport betreibt er, seit er einen Rollstuhl braucht. Wie ist seine Geschichte?
Der Simon hatte als junger Mann einen schweren Motorradunfall und ist seither querschnittgelähmt. Durch den Sport hat er wieder Kraft und Mut gefasst, ein Leben zu leben, das auch wertvoll ist. Und er hat sich seinen großen Traum erfüllt: Er war bei den paralympischen Spielen 2018. Es ist für mich als Freund und Weggefährte beeindruckend zu sehen, wie er tagtäglich seine Behinderung meistert. Der Sport hat ihm viel Kraft gegeben, auch im Sinne von: Ich lebe ja noch! Ich habe davor großen Respekt und sehe in solchen Momenten immer wieder, um was es wirklich geht im Leben.
Um was geht es denn wirklich?
Im Endeffekt geht es immer darum, dass man erfüllende Dinge macht. Dann hat es auch mit Freude, Spaß und Liebe zu tun, dass man das tun darf, was man tut. Egal, ob im Rollstuhl oder mit einem Ohr, oder auch mit anderen Behinderungen.
Kommen wir also zu dem, was du schon am Anfang gesagt hast: auch du bist ein Sportler mit Behinderung – du bist auf dem linken Ohr taub. Wie ist das passiert?
Ich bin seit Geburt taub auf dem einen Ohr und kenne also nichts anderes in meinem Leben. Ich denke mir aber auch oft: Die Welt ist laut genug. Das hat natürlich seine Vor- und Nachteile; und ich habe damit auch schon negative Erfahrungen gemacht. Aber es gehört zu mir dazu. Ich bin in Ordnung so wie ich bin.
Wann und wie hast du gemerkt, dass du anders bist?
In der Schule wurde es zum Thema mit der Sitzordnung: Ob ich den Lehrer höre, ob ich die Mitschüler höre. Manchmal haben die Leute gedacht, ich sei arrogant, dabei habe ich sie nur nicht gehört, weil sie mich von der falschen Seite angesprochen haben. Aber in meinem Sport habe ich das nie als Problem empfunden. Im Gegenteil: Ich glaube, wenn ein Sinneskanal ein wenig beeinträchtig ist, dann gleicht das der Körper irgendwie aus. Und so ist das auch bei mir. Ich glaube, dass mir der liebe Gott genug Talent mitgegeben hat, das ein bisschen zu kompensieren.
Wenn ich deine Siege der Vergangenheit betrachte, dann schaut das ganz so aus. Ich möchte nochmals auf die Aktion „Behindertensport im Fokus“ kommen: Was erwartest du dir von diesem Wettbewerb, der über ein Jahr geht und an dessen Ende für die Gewinner großartige Preise winken?
Erst einmal freue ich mich irrsinnig darüber, dabei sein zu können! Was erwarte ich? Ich bin einfach mega-gespannt auf die Fotos, vor allem aber auf die Menschen dahinter. Ich freue mich also auf tolle Eindrücke und auf tolle Begegnungen. Menschlich als auch fotografisch. Ich bin schon sehr gespannt, was da alles auf mich zukommt.
Welche Tipps kannst du den Sportlern, den Bewerbern geben? Vor allem auch als sehr guter Hobbyfotograf?
Oft ist weniger mehr. Es muss zum Beispiel nicht immer Farbe sein. Schwarz-Weiß sehr ausdrucksstark. Reduziert auf das wesentliche. Ich denke es ist wichtig, dass man seine eigene Bildsprache findet. Und dazu muss man tun, anfangen und üben, üben, üben! Und das Licht ist wichtig: Ich empfehle Sonnenaufgang oder Sonnenuntergang.
Frage zum Schluss: Neben deiner Tätigkeit als Juror für „Behindertensport im Fokus“ – wie wird es sportlich und auch privat bei dir weitergehen?
Erst mal muss ich meine Verletzung – ich hatte ja einen Kreuzbandeinriss – richtig auskurieren. Da habe ich noch Untersuchungen und dann entscheide ich, wie es sportlich weitergeht. Daneben mache ich gerade eine Ausbildung im Immobilienbereich, weil mich Architektur und Design immer schon fasziniert haben. Es ist mein Ziel neben dem Sport in diesem Bereich Fuß zu fassen. Es bleibt also spannend!”
Offen für Amateure und Profis
Teilnehmen kann jeder, es wird bei der Prämierung in Profis und Amateuren unterschieden. Alle die mitmachen wollen, haben dafür über ein Jahr Zeit. Die Einreichfrist für Beiträge endet im Sommer 2022. "Wir wollen Aktiven, Fotografinnen und Fotografen die Zeit dafür geben, ganz gezielt für den Wettbewerb Fotos zu schießen oder die gelungensten Aufnahmen von anstehenden Projekten einzusenden", so Marion Batty, Fotoredakteurin des Red Bulletins und Jury-Mitglied.
Marion Batty, Jury-Mitglied vom Fotowettbewerb "Behindertensport im Fokus"
Leica-Kameras und insgesamt 7900 Euro für die besten Fotos und Reportagen
Das Gesamtsiegerbild ist mit 2500 Euro dotiert und wird aus den besten Einsendungen alle Amateure und Profis gewählt. Ansonsten wird bei den Preisen zwischen Amateuren und Profis unterschieden. Die Amateure können u.a. Kameras von LEICA Österreich und weitere Sachpreise gewinnen.
Niklas Stadler, Jury-Mitglied vom Fotowettbewerb "Behindertensport im Fokus"
Philipp Horak, Jury-Mitglied vom Fotowettbewerb "Behindertensport im Fokus" Foto Evelyne Horak
Der ÖBSV ist die Sportheimat für alle Menschen mit Behinderung: Für Anfängerinnen, Anfänger und Profis, Jung und Alt. Durch viel Basisarbeit in unseren Landesverbänden in über 100 Vereinen können wir unsere rund 6.000 Mitglieder bestmöglich unterstützen. Wir organisieren dabei jedes Jahr über 150 Veranstaltungen: Meisterschaften, Sportwochen und Trainingskurse und bilden dabei auch 100 Trainerinnen, Schiedsrichter und Instruktorinnen im Behindertensport aus. Im Spitzensport senden wir jedes Jahr rund 25 Einzel-Sportlerinnen und –Sportler und mehrere Nationalteams zu Europa- oder Weltmeisterschaften, organisieren die Vorbereitungen und auch die Finanzierung.
Mehr unter www.obsv.at
Am 5. Juli beginnt die LIK Sommerakademie Fotografie, Film und Mediengestaltung in Wien.
HIER findet ihr das gesamte Programm, alle Lehrgänge, Ausstellungen und Workshops.