Roland Reinstadler - GSPELL 111 Bergbauern in den Alpen – Die letzten ihrer Art
Der Südtiroler Fotograf Roland Reinstadler begleitete über viele Jahre das von Witterung und dem Rhythmus der Jahreszeiten bestimmte Leben einer Bergbauernfamilie im Passeiertal. In eindrucksvollen Bildern erzählt Gspell 111 die Geschichte der Familie, die bis heute noch konsequent in einer sehr traditionellen Art und Weise in den Bergen von Südtirol lebt.
Roland Reinstadlers Bilder geben einen seltenen Einblick in die aussterbende Lebenskultur der Bergbauern
Während der Altbauer Siegfried und sein Sohn Florian das ganze Jahr auf dem im Winter teilweise von der Außenwelt abgeschnittenen Gspellhof leben, verbringt Katharina, die Frau und Mutter, lediglich den Sommer auf dem jahrhundertealten Hof.
Auf dem Hof werden heute acht Kühe, 15 Schafe und 15 Hennen gehalten. Die Milch wird für den Eigenverbrauch und für die Aufzucht der Kälber verwendet, die Familie lebt hauptsächlich vom Verkauf der Jungtiere und den bäuerlichen Zuschüssen. Das Buch gibt einen Einblick in das karge und äußerst entbehrungsreiche Leben in den Bergen, das es in dieser Form heute kaum noch gibt.
Der Gspellhof wird 1629 das erste Mal urkundlich erwähnt und ist wahrscheinlich ein Teil des im Jahr 1401 beim großen Hangbruch verschütteten Erlhofes. Dieser verheerende Hangrutsch führte zur Entstehung des heute versiegten Kummersees. Vermutlich kommt der Hofname »Gspell« vom Wort »spellen«, was »spalten« bedeutet.
»Mein Vater ist in den Bergen des hinteren Passeiertals aufgewachsen – nur wenige Kilometer entfernt vom Gspellhof. Es waren sehr einfache und ärmliche Verhältnisse, in denen seine Familie dort lebte, und als die Schulden immer größer wurden, mussten sie 1968 ihren Hof verlassen, um sich im Tal eine neue Existenz aufzubauen. Mein Vater war damals 22 Jahre alt.
Ein halbes Jahrhundert später, im Jahr 2015, erhielt ich den Hinweis, dass es am Ende unseres Tals – dort, wo mein Vater aufgewachsen war – noch einen Bergbauern gebe, der ein ursprüngliches Leben führt. Ich fragte meinen Vater, ob er diesen Bauern kenne. ‘Es ist einer meiner zwei Schulkollegen aus meinem Heimatdorf Raben- stein’,sagte er mit einem Lächeln im Gesicht. Bereits am nächsten Tag begleitete er mich hinauf zum Gspellhof, um mir jenen Bergbauern, seinen Schulfreund Siegfried, vorzustellen.
Aus dem einen Porträt, das ich ursprünglich machen wollte, wurde mehr, denn seitdem bin ich immer wieder auf den Gspellhof zurückgekehrt, um das Leben von Siegfried und seiner Familie fotografisch festzuhalten. Angetrieben wurde ich dabei gleicher- maßen von meiner großen Leidenschaft als fotografischer Geschichtenerzähler und meiner Faszination für das Leben in den Bergen.« – Roland Reinstadler
»Roland Reinstadler blickt tief in die Seele – mit seinem Herzen und seinem Verstand. Er ist ein Künstler, der aufmerksamen Blickes mit seiner Kamera die stillen Rituale des Lebens festhält.«
– Melissa Farlow, amerikanische Fotojournalistin und Pulitzer- Preisträgerin
Der Südtiroler Roland Reinstadler kaufte 2011 seine erste Digitalkamera. Diesem Beginn einer großen Passion folgten Begegnungen mit internationalen Fotografen, Portfolio Reviews und Workshops sowie Auszeichnungen bei internationalen Wettbewerben wie dem Tokio Award oder dem PX3 in Paris. Reinstadlers Bilder wurden unter anderem in der Washington Post, im National Geographic und im Stern veröffentlicht. Gspell 111 ist Roland Reinstadlers erstes Buch.