Sony World Photography Awards 2024: Der professionelle Wettbewerb
Die Finalist*innen und die Shortlist stehen fest.
AUSSTELLUNG: 19. APRIL – 6. MAI 2024 | SOMERSET HOUSE, LONDON
Die World Photography Organisation gibt heute die Finalist*innen und die Shortlist für den professionellen Wettbewerb der Sony World Photography Awards 2024 bekannt. Der professionelle Wettbewerb, mittlerweile im 17. Jahr, würdigt herausragende Bildserien, die sich durch technische Finesse und außergewöhnliches Storytelling auszeichnen.
Für die Sony World Photography Awards 2024 waren über 395.000 Bilder aus mehr als 220 Ländern und Territorien eingegangen. Der professionelle Wettbewerb verzeichnete die höchste Zahl von Beiträgen seit seinem Bestehen.
Der Gewinner bzw. die Gewinnerin des Titels Photographer of the Year 2024 wird aus den Finalist*innen im professionellen Wettbewerb ausgewählt und am 18. April bekannt gegeben. Die Auszeichnung ist mit einem Preisgeld in Höhe von 25.000 US-Dollar sowie einer digitalen Fotoausrüstung von Sony dotiert. Zudem wird im Rahmen der Ausstellung zu den Sony World Photography Awards im kommenden Jahr eine Soloschau mit Arbeiten des Photographer of the Year gezeigt. Diese Soloschauen bieten den Preisträger*innen die Gelegenheit, Weiterentwicklungen ihres prämierten Projekts oder neue Werke vorzustellen und so ihre Karriere weiter voranzubringen.
Ausgewählte Bilder der Finalist*innen und Fotograf*innen auf der Shortlist werden zunächst im Rahmen der Ausstellung zu den Sony World Photography Awards 2024 zu sehen sein, die vom 19. April bis 6. Mai 2024 im Somerset House stattfindet. Anschließend werden die Arbeiten an weiteren Orten ausgestellt.
Für die Jury sagte stellvertretend deren Vorsitzende Monica Allende:
„Die Jury war fasziniert von den leidenschaftlich erzählten Geschichten, die sowohl die Freuden als auch die Herausforderungen schildern, die Menschen auf unserem Planeten bewegen. Ebenso begeistert waren wir von der Vielfalt, hohen Qualität und Kreativität der fotografischen Techniken.“
Hier sind die jeweils drei Finalist*innen in den Kategorien des professionellen Wettbewerbs der Sony World Photography Awards 2024 und ihre Projekte:
Architektur und Design
Siobhán Doran (Irland) dokumentiert in Sala Mayor (Wohnzimmer) die Häuser von Familien, die durch den Zuckerhandel auf den Philippinen reich geworden sind, anhand von Bildern ihrer repräsentativsten Wohnräume. In Teheran Campus Town (Campusstadt Teheran) erkundet Yaser Mohamad Khani (Iran) die neuen Viertel am Stadtrand von Teheran und zeigt in eindrucksvollen Fotografien die zunehmende Ausdehnung der Stadt in die felsige, bergige Landschaft. Das Projekt Spa Island (Wellness-Insel) von Karol Pałka (Polen) untersucht, wie Wellness-Einrichtungen in der Slowakei als Orte der Begegnung und Interaktion im gesellschaftlichen Leben verwurzelt sind.
Kreativ
In „The Gay Space Agency“ „(dt: In der homosexuellen Weltraumbehörde)“ denkt Mackenzie Calle (USA) die Geschichte der NASA neu, die noch nie eine*n LGBTQ+-Astronaut*in ins All geschickt hat, und stellt sich eine Weltraumbehörde vor, die LGBTQ+-Astronaut*innen willkommen heißt und feiert. Tine Poppe (Norwegen) beschäftigt sich in ihrer Serie Gilded Lilies: Portraits of Cut Flowers „(dt.: Vergoldete Lilie)“: Porträts von Schnittblumen) mit den umweltschädlichen Auswirkungen von Schnittblumen und zeigt dazu sorgsam arrangierte Bilder von Blumengebinden vor Landschaften, die durch den Klimawandel zerstört wurden. Sujata Setia (UK) untersucht mit ihrem Projekt A Thousand Cuts (Tausend Schnitte) die Leiden und die Widerstandskraft von Opfern häuslicher Gewalt in der südasiatischen Community im Vereinigten Königreich. Setias kunstvoll gefertigte Porträts dieser Menschen sind mit Einschnitten versehen, unter denen rotes Papier durchscheint.
Dokumentarische Projekte
Davide Monteleone (Italien) beschäftigt sich in Critical Minerals – Geography of Energy (Kritische Mineralien – Geographie der Energie) mit dem Abbau von Mineralien, die für erneuerbare Energien benötigt werden. Dabei beleuchtet er die schwerwiegenden Auswirkungen der Kobaltgewinnung auf Menschen in der Demokratischen Republik Kongo. In Spiralkampagnen: Forced Contraception and Unintended Sterilisation of Greenlandic Women (Die Spiralenkampagne: Zwangsverhütung und unbeabsichtigte Sterilisierung grönländischer Frauen) untersucht Juliette Pavy (Frankreich) die unumkehrbaren Folgen der Geburtenkontrollkampagne, die dänische Behörden von 1966 bis 1975 in Grönland durchführten. Dabei wurden Tausenden junger grönländischer Frauen ohne deren Einwilligung Hormonspiralen eingesetzt, wodurch viele unfruchtbar wurden. Brent Stirtons (Südafrika) Projekt LGBTQIA Refugees: Fleeing Uganda (LGBTQIA-Flüchtlinge: Flucht aus Uganda) dokumentiert das Leben von Menschen, die aufgrund der strengen Gesetze gegen Homosexualität aus Uganda flüchten mussten und nun versuchen, sich in sicheren Häusern in Kenia ein neues Leben aufzubauen.
Umwelt
Mahé Elipe (Frankreich) verfolgt in Echoes of the Hive (Die Echos des Bienenstocks) die Bemühungen der Maya in Südmexiko, eine bestimmte Bienenart zu erhalten, die für ihre Religion und Kultur zentrale Bedeutung hat, jedoch zum Großteil Pestiziden zum Opfer gefallen ist. Die Serie Tropicalia von Jean-Marc Caimi und Valentina Piccinni (Italien) schildert, wie sich Sizilien an den Klimawandel und die steigenden Temperaturen anpasst, und legt dabei den Fokus auf die neuen landwirtschaftlichen Methoden zum verstärkten Anbau tropischer Früchte, die örtliche Landwirt*innen und Wissenschaftler*innen entwickeln. Ausgehend vom UN-Ziel für nachhaltige Entwicklung, den Hunger zu beenden, beschäftigt sich Maurizio Di Pietro (Italien) in seiner Serie Zero Hunger (Kein Hunger) mit der Nutzung von Insekten als Nahrungsquelle.
Landschaft
In Wildfires of Palermo (Waldbrände bei Palermo) fängt Jim Fenwick (UK) die außergewöhnlichen Farben am Himmel über Palermo ein, der von Waldbränden in der umliegenden Landschaft erhellt wird. Eddo Hartmanns (Niederlande) Serie The Sacrifice Zone (Die Opferzone) führt in ein entlegenes Gebiet in Kasachstan, in dem sich einst die wichtigsten Atomtestanlagen der Sowjetunion befanden. Mithilfe von Infrarotlicht macht Hartmann die Auswirkungen der für das menschliche Auge unsichtbaren Strahlenbelastung deutlich. Fan Li (Festlandchina) zeigt in An Atypical Chinese Landscape (Eine untypische chinesische Landschaft) eine rätselhafte, karge Landschaft, in der zurückgelassene Objekte und Bauten zu sehen sind. Diese vergessenen Relikte längst verschwundenen Lebens hinterlassen in der Landschaft bleibende Spuren.
Portfolio
In Quest for Coherence (Suche nach Kohärenz) fängt Aly Hazzaa (Ägypten) mit viel Sinn für Details und einer spielerischen Herangehensweise an die Straßenfotografie amüsante Momente in den Straßen von Kairo ein. Angelika Kollins (Estland) Serie Parenthood (Elternschaft) untersucht das Konzept der Familie als Keimzelle des Lebens anhand einer Reihe von Schwarz-Weiß-Porträts von Eltern und ihren Kindern. Jorge Mónaco (Argentinien) lädt in Portraits and Landscapes (Porträts und Landschaften) dazu ein, in die persönlichen Geschichten der Menschen einzutauchen, die er porträtiert, und reflektiert dabei über die menschliche Verschiedenartigkeit.
Porträts
Drew Gardner (UK) stellt in Descendants of Black American Civil War Combatants (Nachkommen schwarzer amerikanischer Bürgerkriegskämpfer) Fotos von schwarzen amerikanischen Bürgerkriegskämpfern in Form von Porträts ihrer Nachkommen nach. Das Projekt stützt sich auf umfangreiche Archivrecherchen und die Zusammenarbeit mit Genealogen, um die Nachkommen ausfindig zu machen. Valery Poshtarov (Bulgarien) hat für seine Serie Father and Son (Vater und Sohn) Väter und Söhne aus Bulgarien, Georgien, der Türkei, Armenien, Serbien und Griechenland gebeten, einander an den Händen zu halten. Diese kleine, aber wichtige Geste familiärer Zärtlichkeit führte zu intimen, bewegenden Porträts von Männlichkeit und Vater-Sohn-Beziehungen. In The First Car (Das erste Auto) bildet Adali Schell (USA) seine Freunde in ihren ersten Autos ab. Damit beschwört er den Eindruck von einer gemeinsamen Reise, halb vergessene Erinnerungen und das Gefühl von Rastlosigkeit herauf, das Heranwachsende in L. A. oft empfinden.
Sport
Angelika Jakob (Deutschland) stellt in Finger Wrestling in Bavaria (Fingerhakeln in Bayern) die weniger bekannte Sportart des Fingerhakelns vor. In Bildern, die Humor und Wärme ausstrahlen, zeigt sie das intensive Training mit Fingergewichten und die ausgelassene Stimmung bei den Meisterschaften. Thomas Meurot (Frankreich) nimmt uns in Kald Sòl (Kalte Sonne) mit auf eine Kaltwasser-Surfing-Expedition in Island. Das Schwarz-Weiß-Format unterstreicht die eisigen Temperaturen, die selbst in der gleißenden Wintersonne noch herrschten. Die Serie Surf in Dakar (Surfen in Dakar) von Tommaso Pardini (Italien) gibt Einblick in die aufstrebende Surfszene im Senegal, illustriert am Beispiel eines vielversprechenden jungen Surfers, der auf der internationalen Bühne antreten will.
Stillleben
Peter Franck (Deutschland) präsentiert in seiner Serie „Still Like Art „eigentümliche und surreale Kompositionen und Stillleben, die in strengem Schwarz-Weiß gehalten sind. Beth Galton (USA) hat für London Plane Tree (Ahornblättrige Platane) Streifen von Baumrinde fotografiert und über Selbstporträts gelegt, um darüber zu reflektieren, wie es wäre, wenn wir Schichten unserer Identität einfach abschälen könnten. Federico Scarchilli (Italien) möchte mit seiner Serie Flora auf die wichtige Rolle von Pflanzen in der Medizin aufmerksam machen. Dazu stellt er Fotos von Pflanzenarten, die für die Entwicklung der modernen Medizin von besonderer Bedeutung waren, fein säuberlich angeordneten, symmetrischen Reihen von Pillen gegenüber.
Natur und Tierwelt
Eva Berler (Griechenland) lädt in Suspended Worlds (Schwebende Welten) dazu ein, einen näheren Blick in die Welt der Spinnennetze zu werfen, wo Zeit und Handlung gleichsam eingefroren sind, und fängt die kunstvollen, unregelmäßigen Verflechtungen dieser flüchtigen Kreationen ein. Jasper Doest (Niederlande) schildert in seiner Serie In the Footsteps of Giants (Auf den Spuren von Riesen) das fragile Gleichgewicht zwischen Menschen und Elefanten in ländlichen Gebieten Sambias – ein Waffenstillstand, der immer öfter gebrochen wird, da beide Populationen um begrenzte Ressourcen konkurrieren. In King Without a Throne: Poached or Dehorned (König ohne Thron: Gewildert oder enthörnt) dokumentiert der Fotograf Haider Khan (Indien) zwei Nashörner in Deutschland und Indien, die in Gefangenschaft leben. Die Serie untersucht die komplexen Zusammenhänge rund um das Enthornen, das einerseits dazu beiträgt, die Nashörner vor Wilderern zu schützen, ihnen andererseits aber ihr natürliches Verteidigungssystem nimmt und sie dadurch verwundbar macht.
Weitere Informationen
Die Arbeiten der Finalist*innen und der Fotograf*innen auf der Shortlist des professionellen Wettbewerbs wurden von folgenden Jurorinnen bewertet: Elena Navarro, Fotokuratorin, Produzentin und Beraterin, Mexiko; Mutsuko Ota, Chefredakteurin, IMA Magazine, Japan; Elisabeth Sherman, leitende Kuratorin, Ausstellungs- und Sammlungsleiterin, International Center of Photography (ICP), USA; Tanzim Wahab, Kuratorin, Spore Initiative, Deutschland, und Festivalleiterin, Chobi Mela, Bangladesch; und Monica Allende, unabhängige Kuratorin, Beraterin für Fotografie und Vorsitzende der Jury.
FOTOCULT Blog by Glaphyra Gusenbauer