Picasso. Zum 50. Todestag. Albertina.
Anlässlich seines 50. Todestages gedenkt die ALBERTINA Pablo Picasso – dem größten und einflussreichsten Künstler des 20. Jahrhunderts: ein Bahnbrecher für die erste Jahrhunderthälfte mit dem Kubismus, ein Hauptvertreter des Symbolismus mit seiner Blauen Periode, der Vorreiter der Klassizität in den 20er Jahren und das Ideal für die neoexpressiven Bewegungen der 80er Jahre mit seinem Spätwerk.
Sein ungefähr 50.000 Werke umfassendes Oeuvre spiegelt die gewaltigen politischen Veränderungen und schnelllebigen Avantgardebewegungen seiner Ära von der Jahrhundertwende bis in die frühen 1970er wider.
Jede Phase, jede Periode seines Schaffens hat eine breite, internationale Bewegung zur Folge, die das spanische Genie im nächsten Augenblick selbst dementiert, nur um eine neue Periode, einen neuen Stil einzuläuten: der Proteus des 20. Jahrhunderts. In jedem Jahrzehnt erfindet er sich neu: Mit seiner melancholischen Blauen Periode hat er den Symbolismus ins 20. Jahrhundert geführt, die Krise des Bildes überwindet er – gemeinsam mit seinem Freund Georges Braque - als Erfinder des Kubismus, die Keramik wird durch seine Hände erhoben zur Skulptur, zur Leinwand: zur Kunst.
In der ALBERTINA folgt man diesem Verwandlungskünstler des 20. Jahrhunderts von einem der Hauptwerke der Blauen Periode – die Trinkerin, einer Melancholie der Einsamkeit, mit der Picasso den Selbstmord seines Freundes Casagemas verarbeitet – über das Glanzstück des analytischen Kubismus von 1911 – der Etagere, mit der Picasso an die Abstraktion rührt – bis zum surrealistischen Meisterwerk von 1929 “Femme, sculpture et vase de fleurs” mit dem er die Trennung von seiner Frau Olga und seine Beziehung zu Marie-Therese Walter verarbeitet.
Es ist die dritte Picasso-Ausstellung der ALBERTINA: Nach der Präsentation des Spätwerks in “Malen gegen die Zeit” (2006) und der Ausstellung über den politischen Picasso in “Peace and Freedom” (2010) zeigt die ALBERTINA nun Werke von Pablo Picasso aus ihrem eigenen Besitz. Die Ausstellung zeigt einmal mehr, warum Picasso ein Kontinent genannt wurde, ein Jahrhundertkünstler.
Man kann in der ALBERTINA Picassos Klage über die Niederlage des republikanischen Spanien gegen die faschistische Übermacht der Franko-Diktatur aus dem Stillleben mit zerbrochenem Spiegel lesen, und in anderen Werken seine Verarbeitung der Trennungen von jenen Frauen, die Picassos Kunst und Leben mitbestimmt haben.
Noch im hohen Alter schafft er Werke unmessbarer Kraft. Am Ende der Ausstellung steht nicht nur die Hymne auf das Leben in den dionysischen Phantasien und arkadischen Utopien, sondern auch Picassos Versuch, gegen die verrinnende Zeit zu malen und zu schaffen: Jedes einzelne Werk wird auf den Tag genau datiert, als ob es Zeugnis ablegen müsste für das Leben im Augenblick. 1973 erliegt er selbst dem Mythos der Unsterblichkeit, die Welt trauert um ihn, 50 Jahre nach seinem Tod feiert die Welt den Mann, der schon zu Lebzeiten zum Archetyp des modernen Künstlers wurde.
Die Ausstellung ist von 17. März bis 18. Juni in der ALBERTINA zu sehen.